Contra-Baß, Contra-Violon (1840)
Contra-Baß [Kontrabass], Contra-Violon [Kontraviolon], ital.: Violone, Contrabasso, franz.: Basse de viole, Bassgeige, ist das größte aufrechtstehende Geigeninstrument und gleich den übrigen dieser Gattung mit vier Saiten bezogen, welche in der Stimmung ,E ,A D G stehen; doch gibt es in Italien und Wien auch welche mit fünf Saiten. Es ist das tiefste der Bassinstrumente und bei voller Musik das unentbehrlichste von allen. Ohne dasselbe würde die ganze Musik kraftlos klingen. Sein tiefer, ergreifender Ton gibt dem Ganzen eine unverkennbare Fülle, hebt die Grundstimme heraus und erteilt ihr eine Würde, die, den kräftigeren Serpent ausgenommen, wohl durch kein anderes Instrument irgendeiner Art ersetzt werden kann.
Von wem und in welchem Jahre dieses Instrument erfunden, ist nicht bekannt. Nur lässt sich mit einiger Gewissheit annehmen, dass es erst nach Erfindung des Violoncellos entstanden, folglich das späteste Geigeninstrument ist. Man verfertigt dasselbe von verschiedener Größe, jedoch allemal wenigstens zwei Mal so groß als das Violoncello. Da es in seinem Bau und in seinen Bestandteilen mit seinem Geschlechte ganz übereinstimmt, so wird das Nähere darüber in dem Artikel Geige gesagt werden. Nur die Unterdecke findet man bisweilen nicht gewölbt, sondern platt ausgehend. Der Königl. Preuß. Kammermusikus und Hofinstrumentenmacher Bachmann, zu Berlin, erfand (1778) anstatt der Wirbel, welche mit aller Kraftanstrengung und vermittelst eines eisernen Schlüssels beim Stimmen gedreht werden mussten, eiserne Schrauben, welche sich an der äußeren Seite des Wirbelkastens befinden und in ein Rädchen greifen, an welches der innere Teil des Wirbels befestigt ist, wodurch die Saiten auf ein Haar rein gestimmt werden können. Der Bogen zu diesem Instrumente ist kurz und stark, um die Töne desto kräftiger hervorbringen zu können.
Der Kontrabass ist das Fundament des Orchesters und kann wegen der Kraft und Macht seines Tons durch kein anderes ersetzt werden. Die Hauptbestimmung des Instrumentes ist: durch Haltung der Bassnoten das Orchester zu leiten. Es erfordert aber einen gewandten und kraftvollen Spieler; denn die Länge des Bezugs, welche verursacht, dass die Tongriffe auf den Saiten sehr weit auseinander liegen, die auf dem Stege weit voneinander entfernt liegenden Saiten, wodurch die Bewegung des Arms, der den Bogen führt, bei dem Hin- und Herstriche vermehrt wird, der kräftige Druck der Finger und des Bogens, den der Bezug erfordert, erschweren die Behandlung dieses Instrumentes gar sehr. Ungeachtet dessen hat es doch mehrere Virtuosen auf diesem Instrumente (J. Kämpfer aus Ungarn und Süßmilch aus Hamburg) gegeben. Dragonetti in London und Eishold in Berlin spielen Konzerte auf diesem Instrument.
Anweisung, dieses Instrument zu spielen, haben Hause und Fröhlich geschrieben.
Contra-Baß [sic] in der Orgel siehe […] Sub-Baß. [Gathy Encyklopädie Musik-Wissenschaft 1840, 82]