Musiklexikon: Was bedeutet Intrade?

Intrade (1929)

Intrade, Eingang, (vgl. Entrée), im 16. bis 17. Jahrhundert Name glänzender instrumentaler Eröffnungsstücke, ursprünglich für Blasinstrumente, doch schon um 1600 auch für Streichinstrumente (in Fux' Concentus 1701 steht noch ein Intrade betitelter Satz mit Trompete). Sowohl die Taktart wie die Besetzung und der Charakter der Intrade sind sehr mannigfaltig und an keine feste Vorschrift gebunden. Man vgl. die folgende Intrade aus Melchior Franks Neue Musicalische Intraden von 1608, bei der vermutlich eine Trompete oder ein Zink dem Streicherkörper gegenübergestellt ist:

Intrade (Einstein 1929)

Intrade aus Melchior Franks Neue Musicalische Intraden (1608)

[Einstein/Riemann Musiklexikon 1929, 812]

Intrade, Entrada (1865)

Intrade, Entrada.

  1. Ein kurzes, stark besetztes Instrumentalstück, größeren Tonwerken weltlichen Stiles als Einleitungssatz dienend, auch in älteren Opern statt der Ouvertüre gebraucht. Die eigentliche Intrade besteht aus zwei Wiederholungsteilen; doch wendet man die Benennung auch auf Instrumentaleinleitungen an, die gar keine bestimmte Form festhalten. Stets aber haben sie ein ernstes pathetisches, "zur Attention bequemendes" Wesen, um Spannung auf das Nachfolgende zu erwecken. Von der Art sind z. B. die kurzen Einleitungen vor dem ersten Allegro der modernen Symphonie (siehe Sonate. Vergleiche auch Mattheson, Erstes Orchester S. 173; Capeilm. S. 233.
  2. Eine Art Fanfare für Trompeten und Pauken, schmetternd und lärmend, aus dem Stegreife ausgeführt und auf der Dominante schließend; dient ebenfalls als Vorspiel zu einer Musik, besonders an Freuden- und Gallatagen.

[Dommer Musikalisches Lexicon 1865, 465]