Musiklexikon: Was bedeutet Fistel?

Fistel (1840)

Fistel, Falsett, Falsetto (italienisch), Fausset (französisch), Faint treble, False voice (englisch), in der Gesangskunst die höheren Töne der Menschenstimme, welche die natürliche Tonweite überschreiten und durch eine gewisse Pressung des Kehlkopfes und Verengung der Stimmritze erzwungen werden (vergleiche Singorgan). Man nennt sie auch Kopfstimme (voce di testa), im Gegensatz der Bruststimme (voce die petto, Voix naturelle), d. h. derjenigen Töne, welche im natürlichen Umfange der Stimme liegen.

Die Falsetttöne sind merklich schwächer als die natürlichen und von diesen auch im Klang verschieden, darum muss der Sänger darauf bedacht sein, den Übergang in dieselben möglichst zu verdecken. Dies geschieht am leichtesten, wenn er sich durch Übung gewöhnt, die höheren Töne, die noch im Umfang seiner natürlichen Stimme liegen, mit eben der Pressung seiner Singorgane zu intonieren, wie die Falsetttöne. Auf diese Weise gelingt es vielen Sängern, eine gewisse Verschmelzung der beiden Stimmen sich zu eigen zu machen, die das Störende eines bemerkbaren Wechsels, besonders in schnellen Passagen, ganz und gar aufhebt.

Eine ganz eigentümliche Art des Falsetts ist die Gesangsweise der süddeutschen Bergbewohner in textlosen Modulationen; siehe Jodeln. [Gathy Encyklopädie Musik-Wissenschaft 1840, 128f]