Musiklexikon: Was bedeutet Dies irae?

Dies irae (1929)

Dies irae (lateinisch, Tag des Zornes), die Sequenz der Missa pro defunctis (siehe Sequenz), deren Verfasser nach heutiger Annahme [um 1930] der Franziskaner Thomas von Celano (gestorben ca. 1255) ist; das Dies irae bildet seit dem 14. Jahrhundert den zweiten Teil des Requiem (Totenmesse) und gibt in figuraler und orchestraler Bearbeitung dem Tonsetzer besondere Gelegenheit zu wirksamer Tonmalerei (vgl. z. B. das Dies irae in Berlioz' oder Verdis Requiem). [Einstein/Riemann Musiklexikon 1929, 401]

Dies irae, Dies illa (1879)

Dies irae, Dies illa (lat.), berühmter lateinischer Hymnus auf das Weltgericht, nach den Anfangsworten benannt. Es liegt ihm die prophetische Stelle Zephanja 1, 14-18, besonders V. 15, nach der lateinischen Übersetzung der Vulgata zu Grunde. Dieser Gigantenhymnus stammt unstreitig aus dem 13. Jahrhundert und hat nach einer nicht unwahrscheinlichen Vermutung den Franziskaner Thomas von Celano 1210 zu Mainz, Worms und Köln zum Verfasser. Die Großartigkeit der in dem Hymnus niedergelegten Ideen, die Wärme der Empfindung, welche sich in ihm ausspricht, verschaffte demselben frühzeitig eine Stelle in der Liturgie; er wurde schon vor 1385 als Sequenz dem Requiem in der Messe angereiht. In etwas veränderter Form wurde er auch in das römische Missale von 1567 aufgenommen und wird noch jetzt [19. Jh.] von der römisch-katholischen Kirche bei allen Seelenmessen und Totenämtern, besonders aber am Allerseelentag, gebraucht. Das klangvolle, gedankenreiche und erhabene Lied hat viele zu metrischen Übersetzungen und poetischen Bearbeitungen desselben veranlasst. Zugleich hat diese Sequenz vorzügliche kirchenmusikalische Kompositionen veranlasst und wurde besonders als Bestandteil des Requiem behandelt. Die herrlichste Komposition ist die in dem Requiem von Mozart (1791). [Riewe Handwörterbuch 1879, 73f]