Musiklexikon: Was bedeutet Bogen?

Bogen (1882)

Bogen, als Vortragsbezeichnung, genauer Bindebogen (siehe dort) und Schleifbogen (siehe dort) genannt, gehört unter die Schriftzeichen und zeigt an, dass die so äußerlich zusammengefassten Noten auch bei der Ausführung möglichst verbunden werden sollen.

Ferner bezeichnet man damit den mit Pferdehaaren bespannten Holzstab, dessen man sich bei den Streichinstrumenten bedient, um sie zum Erklingen zu bringen.

Endlich werden auch die Einsatzstücke, vermittelst welcher man bei den einzelnen Messinginstrumenten die Stimmung verändert, Bogen (Einsatzbogen) genannt. [Reissmann Handlexikon 1882, ]

Bogen (1840)

Bogen, ein Zeichen, welches über oder unter Noten stehend bedeutet, dass diese Noten gezogen oder geschleift, d. h. genau aneinander gebunden werden sollen [siehe Bindung]. Man nennt ihn dann auch Schleifbogen oder Schleifzeichen. Steht der Bogen zwischen zwei Noten, die auf einer und derselben Stufe stehen, so zeigt er an, dass nur die erste Note angeschlagen und für den Wert der darauf folgenden mit ihr verbunden fortklingend erhalten werden soll.

Ein Bogen über punktierten Noten zeigt an, dass die Töne nicht kurz abgestoßen, aber auch nicht geschleift, sondern getragen, d. h. mit einem zarten und doch bemerklichen Druck einzeln hervorgehoben werden sollen. Man nennt dies: Tragen der Töne (siehe Portamento di voce) und bezeichnet es auch, wiewohl seltener, durch das Wort appoggiato.

Ferner wird das Tremolo oder die Bebung durch mehrere mit einem Bogen umschlossene Punkte über einer Note angezeigt. In der Generalbassschrift pflegt man durch einen über die 5 gesetzten Bogen die kleine [verminderte] oder falsche Quinte kenntlich zu machen.

Ein in der Mitte mit einem Punkt versehener Bogen, über einer Note oder Pause befindlich, zeigt das Ruhezeichen [Fermate] an und am Ende eines Stückes den völligen Schluss. [Gathy Encyklopädie Musik-Wissenschaft 1840, 48]