Messinginstrumente, Blechinstrumente (1865)

Messinginstrumente, Blechinstrumente. Die aus Messingblech gefertigten Blasinstrumente des Orchesters, als Horn, Trompete, Posaune, Ophicleide, Tuba, Bombardon etc. Die Röhre derselben wird bekanntlich, nachdem sie inwendig mit Zinn oder Blei ausgegossen ist, in mannigfach verschiedene Windungen zusammengebogen, denn eine gerade gestreckte Form würde die Handhabung der durchschnittlich bedeutenden Länge wegen unbequem, bei den größeren Instrumentengattungen unmöglich machen.

Dass man schon anfangs des 16. Jahrhunderts die Kunst des Biegens der Metallröhren verstanden hat, beweisen Abbildungen der Jägertrommet (Horn) und Feldtrommet bei Wirdung [Virdung] (1511). Doch ersieht man daraus auch zugleich, dass sie damals noch auf ganz primitiver Stufe stand, und wenn auch die Posaune zu Anfang des 17. Jahrhunderts bereits durch vortreffliche Arbeit sich auszeichnete, doch mit dem, was heutzutage darin geleistet wird, nicht entfernt zu vergleichen ist.

Die einzelnen Messinginstrumente sind in eigenen Artikeln beschrieben, daher nur einige Worte über die allen gemeinsame Form des Mundstückes und Art des Anblasens. Das Mundstück besteht aus einem kesselartig ausgetieften, daher Kessel genannten Metall, dessen Ränder der Bläser so gegen die Lippen drückt, dass zwischen letzteren nur ein feiner Spalt für den Durchgang eines dünnen bandartigen Luftstromes offen bleibt. Die Oszillation, in welche die Lippen beim Blasen geraten, bewirkt ein stoßweises Hineintreten des Luftstromes in das Rohr, die größere oder geringere Anzahl dieser Luftstöße in einer Zeiteinheit bestimmt die Höhe und Tiefe des Tones. Für den Bläser kommt es also darauf an, die dem gewünschten Tone entsprechende Geschwindigkeit der Lippenschwingungen und Luftstöße, nach dem Sprachgebrauch den richtigen Ansatz, schnell und sicher zu finden (siehe Ansatz). Die Form des Mundstückes ist sowohl auf den Klang, als auf die Ansprache und Reinheit des Tones von wesentlichem Einflüsse. Präzises Erscheinen und Klangfülle der tieferen Töne werden durch einen weiteren und mehr ausgetieften Kessel begünstigt, während er für die höheren flacher und enger sein muss. Daher man an dem vorwaltend in tieferer Tonlage sich bewegenden zweiten Horn im Orchester, eines entsprechend weiteren Mundstückes sich bedient als am ersten, die höhere Tonlage einhaltenden. Bei der Posaune oder gar dem Bombardon sind die Kessel bei weitem tiefer und weiter als bei der Trompete und dem Horn, bei welchem letzteren das Mundstück auch mehr eine röhrenartige, nach dem Rande sanft sich erweiternde Bohrung hat.

In neuester Zeit stellt man Messinginstrumente her, welche hinreichend weit mensuriert sind, um ihren Grundton zur Ansprache gelangen zu lassen. Sie werden Ganzinstrumente genannt, zum Unterschied von den gewöhnlichen engmensurierten, deren Grundton gar nicht oder nur flatternd anspricht; diesen hat man den Namen Halbinstrumente beigelegt. [Dommer Musikalisches Lexicon 1865, 561]