Musiklexikon: Was bedeutet Bewegung?

Bewegung (1882)

Bewegung, als aufgehobener Stillstand, wird in der Musik in mehrfacher Bedeutung angewendet. Die regelmäßige schnelle Bewegung eines klingenden Körpers erzeugt den Ton. Das Maß der Dauer eines jeden einzelnen [Tones] wird durch die Bewegung bestimmt, in welcher ein Tonstück auszuführen ist. Man unterscheidet drei Hauptbewegungungen:

Jede derselben erleidet Modifikationen, die durch die entsprechenden Beiwörter noch näher bestimmt werden. Zu einer einigermaßen deutlicheren Bestimmung bedient man sich des Metronoms (siehe dort), in neuerer Zeit [um 1880] der Taktuhr (siehe dort).

Auch die melodische Führung der einzelnen Stimmen, wie die Fortschreitung in Akkorden, bezeichnet man mit Bewegung. Die melodische Bewegung ist auf- oder absteigend, oder schweifend, stufenweise oder springend. In Bezug auf das Verhältnis der Bewegung der Stimmen zueinander unterscheidet man die gerade Bewegung, die Seitenbewegung und die Gegenbewegung (siehe dort). [Reissmann Handlexikon 1882, 48]

Bewegung (1802)

Bewegung. In der Musik ist sie das Mittel, wodurch gleichsam der an sich tote Ton lebendig wird. Der Ausdruck Bewegung bezeichnet in der [klingenden] Kunst zwei besondere Begriffe: erstlich die Bewegung der Töne zu anderen höheren oder tieferen, oder mit anderen Worten, die Bewegung der Töne in Ansehung ihres Steigens oder Fallens, und zweitens die Geschwindigkeit, in welcher die Töne aufeinander folgen. Im letzten Fall ist die Rede von dem Grad der Geschwindigkeit, in welchem ein Tonstück ausgeübt wird, und man bedient sich gemeiniglich zum Ausdruck dieses Begriffs der bestimmteren Wörter Taktbewegung, Tempo oder Zeitmaß. In dem Artikel Zeitmaß soll von dieser Bewegung das Nötigste erinnert werden.

Die Bewegung der Töne in Rücksicht auf Höhe und Tiefe betrachtet man entweder melodisch oder harmonisch. Die melodische Bewegung oder das mannigfaltige Steigen und Fallen der Töne der Melodie wird mit dem besonderen Kunstwort Modulation oder Tonführung bezeichnet. Die harmonische Bewegung aber geschieht entweder

  1. dergestalt, dass zwei Stimmen zugleich steigen oder fallen, wie bei [Notenbeispiel] Fig. 1, und dieser Fortschritt der Töne wird die gerade Bewegung, lateinisch motus rectus, genannt;
    Bewegung (Koch 1802)

    gerade Bewegung [Parallelbewegung]

  2. so, dass, wenn eine Stimme steigt, die andere fällt, wie bei Fig. 2. Diese Fortschreitung nennt man die Gegenbewegung, lateinisch motus contrarius;

    Bewegung (Koch 1802)

    Gegenbewegung

  3. so, dass eine Stimme auf ihrer Stufe verweilt, indem sich die andere auf- oder abwärts bewegt, wie bei Fig. 3. Diese Art der Bewegung pflegt man die Seitenbewegung, lateinisch motus obliquus, zu nennen.

    Bewegung (Koch 1802)

    Seitenbewegung

[Koch Musikalisches Lexikon 1802, 241f]