Musiklexikon: Was bedeutet Aulos?

Aulos (1882)

Aulos, altgriechisches Blasinstrument, allem Anschein nach der jetzt vergessenen aber bis Mitte vorigen Jahrhunderts allgemein verbreiteten Schnabelflöte (siehe Flöte) ähnlich. Der Spieler des Instruments hieß Auletes, daher Auletik, so viel wie Kunst des Flötenspiels. Dagegen bedeutet Aulodie den Gesang mit Flötenbegleitung. Der Aulos wurde in verschiedenen Größen, entsprechend den Hauptarten der Menschenstimme, und in verschiedenen Tonarten gebaut. Vergleiche Capistrum und Blasinstrumente. [Riemann Musik-Lexikon 1882, 53]

Aulos (1865)

Aulos (griechisch), die Flöte oder Pfeife (Tibia). Eine der ältesten Gattungen von Blasinstrumenten der Griechen, mit Chalil und Nekabhim der Hebräer identisch, anfangs nur aus einem Rohr oder hohlen Knochen verfertigt, später auch aus anderem Material und auch mit Tonlöchern versehen. Die Erfindung wird der Minerva zugeschrieben. Ihrer Beschaffenheit sowie der Art des Anblasens nach war sie von unserer Flöte aber wesentlich verschieden und wahrscheinlich mehr der Klarinette ähnlich. Gleich dieser scheint sie eine Art Schnabel oder vielleicht ein Rohr gehabt zu haben, und beim Anblasen wurde sie nicht quer an die Lippen gelegt, sondern geradeaus gehalten, wie die Flöte à bec.

Es gab zwei Hauptgattungen, nämlich die einfache Flöte, Monaulos, und die Doppelflöte, Diaulos. Letztere hatte zwei verschiedene, aber in demselben Mundstück vereinigte Rohre (näheres im gleichnamigen Artikel, ebenda auch über die Zusammensetzung der Doppelflöten aus rechten und linken und gleichen und ungleichen Flöten). Außerdem gab es mannigfache Arten: Die krumme Pfeife Plagiaulos, wovon nach Marpurg einige Entymologen [sic] das Wort Flageolet ableiten wollen, und die Lockpfeife, nach ihrem Erfinder Seirites oder Sirites, der ein Lybier [sic] (also Afrikaner) war, lybische oder afrikanische Flöten genannt. Ferner unterschied man sie nach den Provinzen, in denen die eine oder andere Art besonders im Gebrauch war, in dorische, phrygische, lydische etc. Flöten. Die tyrrhenische Flöte soll durch besondere Stärke sich ausgezeichnet haben. Dann, wahrscheinlich nach der Höhe und Tiefe ihrer Tonlage, in Jungfern-, Knaben- und Männerflöten. Nach dem Gebrauch in Chorflöten, welche bei vollen Chören in den Tempeln angewendet wurden (die Flöte war das einzige Blasinstrument, dessen man zur Begleitung des Gesanges sich bediente), Trauerflöten, Hochzeitsflöten und Stimmflöten (Tonation [sic]), welche man benutzte, um den Redner sowie auch bei theatralischen Vorstellungen den Schauspieler im Tone zu halten. Dann waren spondeische und daktylische Flöten, jene bei ernsthaften Hymnen, diese beim Tanze, gebräuchlich. [Dommer Musikalisches Lexicon 1865, 72f]

Aulos (1807)

Aulos. Der Name einer der ältesten Gattungen der Blasinstrumente der Griechen, die viel Abarten unter sich begriff und die man gewöhnlich Flöten nennet - ob sie gleich nicht so wie unsere moderne Flöte, sondern vermittelst eines Rohres oder Mundstücks intoniert wurde. Man hatte eine einfache Flöte, welche Monaulos genannt wurde; eine Doppelflöte, die aus zwei zusammen verbundenen Flöten mit einem gemeinschaftlichen Mundstücke bestand und wovon man sich zweier Gattungen bediente, die man in die linke und rechte unterschied. Ferner bediente man sich Flöten nach verschiedenen Tonarten, daher man dorische, phrygische und lydische Flöten usw. hatte. [Koch Handwörterbuch Musik 1807, 38f]