Aulos (griech.), die Flöte oder Pfeife (Tibia). Eine der ältesten Gattungen von Blasinstrumenten der Griechen, mit Chalil und Nekabhim der Hebräer identisch, anfangs nur aus einem Rohr oder hohlen Knochen verfertigt, später auch aus anderem Material und auch mit Tonlöchern versehen. Die Erfindung wird der Minerva zugeschrieben. Ihrer Beschaffenheit sowie der Art des Anblasens nach war sie von unserer Flöte aber wesentlich verschieden und wahrscheinlich mehr der Klarinette ähnlich. Gleich dieser scheint sie eine Art Schnabel oder vielleicht ein Rohr gehabt zu haben, und beim Anblasen wurde sie nicht quer an die Lippen gelegt, sondern geradeaus gehalten, wie die Flöte à bec.
Es gab zwei Hauptgattungen, nämlich die einfache Flöte, Monaulos, und die Doppelflöte, Diaulos. Letztere hatte zwei verschiedene, aber in demselben Mundstück vereinigte Rohre (näheres im gleichnamigen Artikel, ebenda auch über die Zusammensetzung der Doppelflöten aus rechten und linken und gleichen und ungleichen Flöten). Außerdem gab es mannigfache Arten: Die krumme Pfeife Plagiaulos, wovon nach Marpurg einige Entymologen [sic] das Wort Flageolet ableiten wollen, und die Lockpfeife, nach ihrem Erfinder Seirites oder Sirites, der ein Lybier [sic] (also Afrikaner) war, lybische oder afrikanische Flöten genannt. Ferner unterschied man sie nach den Provinzen, in denen die eine oder andere Art besonders im Gebrauch war, in dorische, phrygische, lydische etc. Flöten. Die tyrrhenische Flöte soll durch besondere Stärke sich ausgezeichnet haben. Dann, wahrscheinlich nach der Höhe und Tiefe ihrer Tonlage, in Jungfern-, Knaben- und Männerflöten. Nach dem Gebrauch in Chorflöten, welche bei vollen Chören in den Tempeln angewendet wurden (die Flöte war das einzige Blasinstrument, dessen man zur Begleitung des Gesanges sich bediente), Trauerflöten, Hochzeitsflöten und Stimmflöten (Tonation [sic]), welche man benutzte, um den Redner sowie auch bei theatralischen Vorstellungen den Schauspieler im Tone zu halten. Dann waren spondeische und daktylische Flöten, jene bei ernsthaften Hymnen, diese beim Tanze, gebräuchlich. [Dommer Musikalisches Lexicon 1865, 72f]