Musiklexikon: Was bedeutet Accentus?

Der musikalische Fachbegriff "Accentus", erklärt von Musikologen des 18. bis 20. Jahrhunderts im historischen Musiklexikon von musikwissenschaften.de

Siehe auch: Accentus ecclesiasticus.

Accentus (1929)

Accentus ist in der Lehre vom Gregorianischen Gesang (siehe dort) der Gegensatz von Concentus, nämlich der mehr nur rezitierende (psalmodierende) eintönige Kollekten-, Epistoral-, Evangelien- und Lektionston. Der Accentus hält für lange Silbenfolgen eine mittlere Tonlage (Cursus, Repercussa, Dominante) fest und zeichnet nur die Interpunktionen des Textes durch Hebungen (Komma) oder Senkungen (Punkt) des Tonfalls aus. Der Accentus ist nur eine Stilisierung des Sprechvortrags, und zwar in noch höherem Grade als das um 1600 aufkommende dramatische Rezitativ. Neben der Interpunktion sind für den Accentus auch die sprachlichen Akzente für die Tongebung maßgebend. Irrig ist die Annahme, dass der Accentus älter sei als wirklicher Gesang. [Einstein/Riemann Musiklexikon 1929, 6]

Accentus (1882)

Accentus ist als ein Teil des katholischen Ritualgesangs der Gegensatz von Concentus. Unter dem Namen Concentus begreifen die älteren Anweisungen für den Gregorianischen Gesang alles, was der Gesamtchor vorzutragen hat, d. h. Hymnen, Psalmen, Responsorien, Halleluja, Sequenzen etc.; unter Accentus dagegen den Kollekten-, Epistolar-, Evangelien- und Lektionston, überhaupt alles, was vom Priester und den anderen Altardienern gesungen oder eigentlich mehr rezitiert als gesungen wird. Der Accentus hält zumeist denselben Ton fest und zeichnet nur die Interpunktionen des Textes durch Hebungen (Frage) oder Senkungen (Punkt) des Tonfalls aus. [Riemann Musik-Lexikon 1882, 6]