Musiklexikon: Was bedeutet Xänorphika?

Bogenflügel, Bogenklaviere (1882)

Bogenflügel (Bogenklaviere) sind Versuche, den Effekt von Streichinstrumenten mit einer Klaviatur zu verbinden. Auf Hans Heydens Nürnbergischem Geigenwerk (Geigenklavicymbal) wurden die bei Niederdruck der Tasten durch Häkchen herabgezogenen Darmsaiten durch mit Kolophonium bestrichene Räder zum Tönen gebracht, welche mittels eines Fußtritts in stetem Umlauf erhalten werden mussten. Vgl. Drehleier und Schlüsselfiedel. 1709 konstruierte Georg Gleichmann, Organist in Ilmenau, ein ähnliches Instrument mit einigen Verbesserungen und nannte es Klaviergambe; 1741 folgte Le Voirs in Paris ebenfalls mit einem Gambenklavier, 1754 Hohlfeld zu Berlin mit dem Bogenklavier, das gegenüber Heydens Instrument den Vorzug hatte, dass die Räder mit Pferdehaaren überzogen waren, 1790 Garbrecht in Königsberg mit einer verunglückten Verbesserung des Bogenklaviers, 1795 Mayer in Görlitz mit seinem Bogenflügel, den 1799 Kunze in Prag brauchbar gestaltete, und endlich 1797 Röllig in Wien mit der Xänorphika, dem kompliziertesten Instrument dieser Art, das für jede Taste und Saite einen besonderen Bogen in Bewegung setzte.

Trotz der vielen an diesen Instrumenten haftenden Denkerqualen hat es keins derselben über das Renommee eines Kuriosums bringen können. Eine Kombination des Bogenflügels mit einem gewöhnlichen Klavier war Karl Greiners Bogenhammerklavier (1779). [Riemann Musik-Lexikon 1882, 115f]

Xänorphika (1879)

Xänorphika - Tastengeige oder Bogenclavier - nannte Carl Leopold Röllig zu Wien ein von ihm 1801 gebautes Instrument, das die Technik des Streichinstruments mit der des Tasteninstruments verband. Es bestand aus einem 2 Fuss 5 Zoll langen und eben so breiten Tische, an dessen vorderem Ende eine Claviatur sich befand, durch welche die Saiten der gegenüber befindlichen, aufrecht stehenden Harfe erklingen gemacht wurden. An einem Rahmen hingen eben so viel Geigenbogen als Saiten vorhanden waren; sie wurden durch einen Pedalzug in Bewegung gesetzt und legten sich, wenn die betreffende Taste niedergedrückt wurde, an die Saite, die ihre Lage nicht veränderte. Das Instrument hatte einen Umfang von C der großen Oktave bis zum f3 und soll in den höheren Oktaven der Viola d'amore und in den tieferen der Gambe ähnlich geklungen haben. [Mendel/Reissmann Musikalisches Lexikon 1879, 421]