Musiklexikon: Was bedeutet Viola bastarda?

Viola bastarda, Violbastarda (1879)

Viola bastarda, Violbastarda, eine Art Viola da gamba, die ihren Namen nach Prätorius ("Syntagma musicum. De organographia", Wolfenbüttel, 1619) daher hat, weil sie "ein Bastard sei von allen Stimmen; sintemal es an keine Stimme allein gebunden, sondern ein guter Meister die Madrigalien, vnd was er sonst vff diesem Instrument musiciren wil, vor sich nimpt, vnd die Fugen vnd Harmony mit allem Fleiss durch alle Stimmen durch vnd durch bald oben aussen Cant (d. h. aus dem Diskant), bald unten aussen Bass, bald in der mitten aussen Tenor und Alt heraussen suchet."

Im Anfang des 17. Jahrhunderts gab man auch der Viola bastarda Resonanzsaiten von Stahl und Messingdraht, wie der Viola d'amore, die nicht gegriffen wurden, sondern nur durch Resonanz den Klang der Darmsaiten verstärken sollen. Das Instrument zeichnet sich von den anderen der Gattung durch seinen größeren Resonanzkörper wie durch die Höhe der Zargen aus. [Mendel/Reissmann Musikalisches Lexikon 1879, 80]

Viola bastarda (1865)

Viola bastarda, Violbastar da , eine Art der Viola da gamba, etwas größer als die Tenorgambe, an deren Stelle sie aber auch dienen konnte. Sie hat 6 Darmsaiten, welche entweder gleich der Tenorgambe in D G c e a d1 oder auch noch auf verschiedene andere Arten gestimmt waren.

Der Name des Instrumentes mag möglicherweise davon herstammen, dass es gleichsam eine "Bastard sey von allen Stimmen; Sintemal es an keine Stimme allein gebunden", sondern ein guter Spieler nicht bloß einen Bass, sondern auch Melodien in der Tenor-, Alt- oder Diskantlage sehr gut herausbringen konnte, ähnlich wie auf unserm heutigen Violoncello.

In England fing man Anfang des 17. Jahrhunderts auch an, die Viola bastarda mit 8 Resonanzsaiten von Stahl und gedrehtem Messingdraht unter dem Stege zu bauen. Wie bei der Viola d'amore wurden diese Saiten nicht gegriffen, sondern dienten nur, um den Klang der gestrichenen Darmsaiten durch ihren Mitklang zu verstärken. Siehe Viola d'amore. [Dommer Musikalisches Lexicon 1865, 926f]