Programmusik (1929)
Programmusik [heutige Schreibweise: Programmmusik] eine Musik, welche als Darstellung eines näher bezeichneten seelischen oder äußeren Vorgangs verstanden werden soll, der gegenüber der Hörer daher nicht unbefangen sich dem Eindruck der Tonfolgen hingibt, sondern mit kritischem Ohr den Konnex zwischen Programm und Tonstück verfolgt. Zum mindesten ist die Programmmusik eine Musik, durch welche die Phantasie des Hörers in einer bestimmten Richtung angeregt werden soll. Über die Berechtigung der Programmmusik vgl. Absolute Musik und Ästhetik.
Die Idee, durch die Töne selbst äußere Vorgänge nachahmen zu wollen, ist alt; vgl. Riemann, Handb. d. MG. II, 3 (1913), S.240ff, siehe auch Janequin, Gombert und Matthias Hermann. Besondere Marksteine in der Geschichte der Programmmusik sind die Biblischen Historien (1700) von Joh. Kuhnau, die Pastoral-Sinfonie Beethovens, der mit seinem Motto für dies Werk "Mehr Ausdruck der Empfindung als Malerei" das ästhetische Problem der Programmmusik scharf bezeichnet und im Grunde gelöst hat, die Symphonie fantastique (1830) von Hector Berlioz, die sinfonischen Dichtungen Liszts und R. Strauß'. Eine Geschichte der Programmmusik schrieb O. Klauwell (1910). Vgl. auch M. Brenet, Musique et musiciens de la vieille France, Kap. 3. [Einstein/Riemann Musiklexikon 1929, 1433]