Monodram (1929)
Monodram (griechisch, auch mit der Bezeichnung Duodram, musikalisches Drama erscheinend): das Bühnenmelodram des 18. Jahrhunderts (siehe auch Melodram), das sich im Anschluss an Rousseaus Pygmalion (Lyon 1770) in Deutschland entwickelte und 1775 mit Georg Bendas Ariadne auf Naxos (Text von Brandes) und Medea (Text von Gotter) Furore machte. Es handelte sich dabei im wesentlichen um empfindsame Monologe der Heroine (zunächst Mad. Brandes, Mad. Seyler), mit Untermalung des Orchesters. Bald aber wurde versucht, die Gattung durch Einführung von Nebenpersonen usw. dramatisch zu erweitern und zugleich musikalisch immer mehr zu festigen, wo nicht gar der Oper zu nähern. Die antikisierende Textrichtung überwiegt. Schon bald nach 1780 ist die Bewegung, die mit den Bemühungen um eine deutsche Nationaloper eng zusammenhängt, wieder im Abflauen. Ariadne und Medea halten sich jedoch noch lange darüber hinaus auf dem Repertoire der deutschen Truppen. Wichtige Beiträge zum Monodram lieferten noch: Meißner-Neefe (Sophonisbe, mit Chorbeteiligung), J. F. Reichardt (u. a. Ino, mit entwickelter Durchführung des Leitmotivs), Vogler (Lampedo) , P. v. Winter (u. a. Cora), Danzi (Cleapatra) u. a. Die Komposition von Monodramen planten auch Mozart und Naumann (Andromache-Text 1777). Der bedeutendste Monodramtext ist Goethes Proserpina (1776/77).
In neuester Zeit [um 1930] kommt O. Schoeck mit seiner Penthesilea (1926) dem Standpunkt des zur Halboper entwickelten und stark erweiterten melodramischen [sic] Monodrams nahe. Arn. Schönberg verwendet den Ausdruck "Monodram" für seinen musikalischen Einakter Erwartung (op. 17) nach der textlichen Seite durchaus im ursprünglichen Sinne, verzichtet jedoch auf die melodramatische Methode. Näheres u. a. bei E. Istel, Die Entstehung des deutschen Melodrams (1905); F. Brückner, J. Benda und das deutsche Singspiel (Sammelb. d. IMG. 1904); M. Steinitzer, Zur Entwicklungsgeschichte des Melodrams und Mimodrams (1918). [Einstein/Riemann Musiklexikon 1929, 1200]