Messe (1882)
Messe (lateinisch: Missa, italienisch: Messa, französisch: Messe, englisch: Mass), der Teil des katholischen Gottesdienstes, während dessen die Konsekration des heiligen Abendmahls stattfindet. Der Name rührt daher, dass vor Beginn dieser heiligen Handlung die Katechumenen und Büßenden, welche an der Abendmahlfeier nicht teilnehmen durften, mit den Worten: "Ite, missa est (ecclesia)" (Geht, (die Versammlung) ist entlassen!) zum Weggehen ermahnt wurden. Der Gottesdienst vor dem "Ite" (Psalmengesang, Predigt) hieß daher auch "Katechumenenmesse", der nach dem "Ite" dagegen "Missa fidelium" (Gläubigenmesse).
Weiter unterscheidet man niedere und hohe Messen. Nur bei den letzteren finden Chorgesänge statt, wie man sie heute unter der Bezeichnung Messe (in musikalischer Hinsicht) versteht. Diese zwischen die einzelnen Abschnitte des Gottesdienstes (Introitus, Kollekten, Oratorien, Epistel, Evangelium, Offertorium, Präfation, Paternoster, Kommunion) fallenden Teile der Messe sind:
- das Kyrie (dreiteilig: Kyrie eleison! Christe eleison! Kyrie eleison!);
- das Gloria (Doxologie);
- das Credo (Symbolum, Glaubensbekenntnis);
- der Sanctus mit dem Benedictus;
- der Agnus dei (vergleiche die betreffenden Artikel).
Über die Missa pro defunctis (Totenmesse) siehe Requiem.
Ursprünglich wurden diese Gesänge ebenso nach alten Gregorianischen Melodien unisono gesungen wie das Graduale, Halleluja etc. Mit dem Emporblühen der mehrstimmigen Musik und der mehr und mehr sich entwickelnden Pracht des katholischen Kultus fand aber die Messe eine kunstvollere musikalische Gestaltung. In der Blütezeit des imitierenden Stils (15.-16. Jahrhundert) ist es daher speziell die Messe, an der die Meister des Kontrapunkts ihre ganze Kunst zeigen (siehe Kontrapunkt). Aals die Reaktion gegen die übermäßige Verkünstelung des Satzes erfolgte (Palestrina), suchte man in anderer Richtung Ersatz für die Kunst und zwar durch Vermehrung der Stimmenzahl. Das 17.-18. Jahrhundert brachte daher doppelchörige 8-12-, ja 16-, 24- und noch mehrstimmige Messen. Andererseits bot die Entwicklung der Instrumentalmusik Gelegenheit zu neuen Kombinationen, und es entstanden die hohen Messen mit Orchester (Missa solemnis).
Die protestantische Kirche hat die Messe nicht in den Gottesdienst aufgenommen. Nur das Kyrie und Gloria kommen als sogenannte kurze Messe (Missa brevis) zur Anwendung. [Riemann Musik-Lexikon 1882, 578f]