Musiklexikon: Was bedeutet Glissicato?

Die musikalische Vortragsanweisung Glissicato bzw. Glissato, fachkundig erläutert von Musikgelehrten des 19. Jahrhunderts im historischen Online-Musiklexikon von musikwissenschaften.de

Glissicato, Glissando (1865)

Glissicato, Glissando, Vortragsbezeichnung, gleitend, sanft hinfließend, mit Vermeidung aller starken Akzente. Auf Geigeninstrumenten kann das Glissicato (sowie das Flautando) durch größere Entfernung des Bogens vom Stege sehr gut herausgebracht werden, weil dadurch der Klang weicher und schmelzender wird.

In Salon- und Virtuosenstücken für Klavier kommt der Ausdruck auch zuweilen vor und zeigt an, dass eine sehr schnelle auf den Untertasten auf- oder abwärts laufende Tonleiter nicht mit gewöhnlichem Fingersatz, sondern mit einem schnell über die Tasten streichenden oder reißenden Finger ausgeführt werden soll. Man wendet diese Spielart oder vielmehr Spielerei auch auf die chromatische Tonleiter an. Der Mittelfinger der einen Hand streicht glissando über die Untertasten, während die Finger der anderen Hand die Obertasten schnell und geschickt hineinspielen. Ein nicht ganz leicht auszuführendes, dafür aber um so wertloseres Kunststückchen. [Dommer Musikalisches Lexicon 1865, 383]

Glissicato, Glissato (1840)

Glissicato, Glissato (dem französischen Glisser nachgebildet), sanft schleifend und hingleitend. Bezeichnung des anscheinend nachlässigen, sehr fließenden Vortrags, wie ihn häufig die Czernyschen Kompositionen verlangen. Auf Geigeninstrumenten wird dabei der Bogen entfernter als gewöhnlich vom Stege geführt, um einen weicheren, schmelzenderen Ton zu erhalten. [Gathy Encyklopädie Musik-Wissenschaft 1840, 170]

Glissicato (1802)

Glissicato zeigt an, dass die Töne sanft hinfließend vorgetragen und harte Akzente vermieden werden sollen. Bei geigenartigen Instrumenten kann das Glissicato, so wie das Flautando, durch die größere Entfernung des Bogens von dem Stege sehr gut ausgedrückt werden, weil dadurch der Ton dieser Instrumente weicher und schmelzender wird. [Koch Musikalisches Lexikon 1802, 675]