Gebrochene Akkorde (1840)

Gebrochene Akkorde sind solche, deren Töne nicht gleichzeitig, sondern nacheinander angeschlagen werden.

Ein treffliches Ausdrucksmittel, dessen sich vorzüglich junge Virtuosinnen auf dem Pianoforte bedienen, um tiefes Gefühl mit Eleganz verbunden an den Tag zu legen – und das namentlich bei Kraftstellen in vierhändigen Arrangements Beethovenscher Sinfonien seine Anwendung findet. Schade, dass nicht ein ganzes Orchester bisher es zu dieser Zartheit des Vortrags hat bringen können. Die allgewaltigen Riesenakkorde zum Beispiel, die im Allegro der C-Moll-Sinfonie beim Eintritt des C-Dur Viervierteltakt so götterähnlich triumphierend einherschreiten und bei deren Ertönen einem ums Herz wird, als sähe man in unermesslichen Räumen alle Völker der Erde dem vorüberziehenden Überwinder und seinen Heeresscharen kniend und anbetend ihre Huldigung bringen – diese Akkorde dürften sich, versehen mit einem kleinen Arpeggio-Anflug von Kontrabass und Posaune an bis zur Violine und Pickelflöte hinauf, gar sehr zu ihrem Vorteil auszeichnen. Doch ist eine solche zarte Nuancierung des Zeitmaßes selbst vom besten Orchester nicht zu verlangen. Diesen Vorzug haben Klavier und Virtuosinnen voraus. (Vergleiche Petiehns Lehre von der Brechung der Akkorde). [Gathy Encyklopädie Musik-Wissenschaft 1840, 157]