Enharmonische Ausweichung (1840)
Enharmonische Ausweichung. Sie gründet sich auf folgendes Verfahren. Wenn ein Ton (z. B. as) als Dissonanz gebraucht und vor seiner Auflösung mit dem auf derselben Stufe liegenden Ton (gis) enharmonisch verwechselt wird, so ändert sich nicht allein die Natur der Dissonanz, sondern sie setzt nunmehr auch eine andere zu Grunde liegende Tonart voraus und erfordert eine ganz andere Auflösung, als vor ihrer Verwechslung.
In [folgendem] Beispiel a) löst sich die Septime as abwärts in die Terz g der Tonart Es-Dur auf; bei b) hingegen wird derselbe Septimenakkord durch die enharmonische Verwechslung as-gis in den übermäßigen Sextakkord verwandelt, dieser setzt die Tonart D-Moll voraus, und die übermäßige Sexte gis muss aufwärts aufgelöst werden.
Der Charakter der enharmonischen Ausweichungen ist das Unerwartete und Überraschende. [Gathy Encyklopädie Musik-Wissenschaft 1840, 113f]