Musiklexikon: Was bedeutet Claves?

Clavis (1882)

Clavis (lateinisch, "Schlüssel", Plural: Claves) hießen zuerst die Tasten der Orgel, welche in der Tat eine dem Schlüssel ähnliche Funktion haben, sofern sie dem Wind den Weg zur Pfeife öffnen. Von dem Gebrauch, auf die Orgeltasten die Namen der Töne (Buchstaben A-G) aufzuschreiben, welche nachweislich im 10. Jahrhundert statthatte, ging der Name Clavis auf die Tonbuchstaben selbst über. Als im 11. Jahrhundert die Buchstabennotierung durch das Liniensystem abgekürzt wurde, sofern nur noch einige Buchstaben als Merkzeichen vor die Linien gezeichnet wurden (Claves signatae), behielten diese speziell den Namen Clavis (unseren heutigen "Schlüssel"). Daneben verblieb aber auch den Tasten der Name Clavis und ging von der Orgel auf die Klaviere und alle ähnlichen Instrumente über. Auch die "Klappen" der Blasinstrumente sind Claves (französisch: clefs).

In der Orgel heißt die Stange, vermittelst deren ein Balg aufgezogen (getreten) wird, Clavis (Balgklavis). [Riemann Musik-Lexikon 1882, 170]

Clavis, Claves (1879)

Clavis, die Taste, Plural: Claves, der bewegliche Teil der Klavierinstrumente, durch dessen Niederdruck der Ton hervorgebracht wird, so genannt, weil in der Orgel durch den Niederdruck der Claves die durch das Ventil (Luftklappe) geschlossene Kanzelle (Windfächer) in der Windlade geöffnet (gleichsam aufgeschlossen [Clavis = Schlüssel]) wird.

Eigentlich heißt der Teil der Clavis, welche der Finger berührt, Tangente. Beide Ausdrücke werden aber auch für Clavis im Allgemeinen gebraucht.; für Gesamtheit der Claves: Klaviatur oder Tastatur (siehe dort).

Clavis auch Schlüssel, Name der verschiedenen Zeichen, durch welche die Lage der Töne angezeigt wird (vergleiche Schlüssel). Vor Alters auch so viel wie Note oder Ton selbst (siehe Note). Clavis bedeutet auch die Klappe an einem Blasinstrument. [Riewe Handwörterbuch 1879, 57]

Claves (1882)

Claves (lateinisch), so viel als Schlüssel, wurde anfangs als Bezeichnung für die einzelnen Töne der Tonleiter gebraucht. Die Töne der tiefsten Oktave der guidonischen Tonleiter hießen Claves capitales, und zwar die ersten vier Claves graves und die anderen vier Claves finales. Claves chromaticae hießen die mit einem Versetzungszeichen notierten Klänge und Claves diatonicae die natürlichen. Ganz dementsprechend bezeichnete man auch die Schlüssel mit Claves und später auch die Tasten der Klaviere und Orgeln. [Reissmann Handlexikon 1882, 84]