A (1865)

A. Buchstabenname der sechsten diatonischen Stufe oder des zehnten diatonisch-chromatischen Tones unsres modernen von C als Grundton ausgehenden Tonsystems.

Von Aristoxenus (340 v. Chr.) bis gegen Guido von Arezzo (im 11. Jahrhundert) hin begrenzte das große A, der Proslambanomenos der griechischen Musik, die Tiefe des in diesem Zeitraume gebräuchlichen Tonsystems von 15 Tönen oder zwei Oktaven, A-a'; und auch nachdem das Gamma graecum (Γ, wenngleich nicht durch Guido von Arezzo selbst, wie man noch häufig angegeben findet, so doch wohl nicht lange vor ihm) in der Tiefe hinzugekommen war, galt das A doch noch einige Zeit als eigentlicher Grundton des Systems. Bei Benennung der Töne dieser zwei Oktaven mit den wiederholten sieben ersten Buchstaben des Alphabets (Näheres unter Notenschrift), welche man auch Gregorianische Buchstaben nennt, weil die Einführung derselben Gregor d. Gr. zugeschrieben wird, fiel der erste Buchstabe auf den damals tiefsten Ton, eben das große A. Als aber der Tonumfang nach und nach bis C in der Tiefe sich erweiterte, indem die Töne G F E D und C hinzukamen, wurde die vordem erste Tonstufe A zur sechsten Stufe dieses neuen Ambitus, als welche sie zum Grundtone C im Verhältnis der großen Sext 5:3 steht. Der Buchstabe A verblieb dem Tone, dem er ursprünglich angehörte, als Name und rückte daher an die sechste Stelle im musikalischen Alphabet.

Wichtigkeit gewonnen hat in neuerer Zeit das eingestrichene a als Normal-Stimm- oder Gabelton, indem mittels Annahme einer absoluten Schwingungszahl für diesen Ton ein Übereinkommen der Tonhöhen an allen Musikorten erzielt werden soll. Bis jetzt aber ist solches noch nicht erreicht, da der Stimmton a an den verschiedenen Orten noch immer differiert, und der gute Vorschlag des um Stimmung sehr verdienten verstorbenen Seidenmanufakturisten Scheibler zu Crefeld [sic], das a' überall zu 440 Schwingungen anzunehmen, noch nicht durchgedrungen ist, ungeachtet er auch von der Stuttgarter Naturforscherversammlung 1834 unterstützt wurde. Gegenwärtig [um 1865] ist man lebhaft mit Regulierung der Stimmung beschäftigt; das Nähere hierüber sowie über den ganzen Gegenstand siehe Stimmung. [Dommer Musikalisches Lexicon 1865, 1]