Von der Wasser-Orgel. Von größerer Achtung aber war die Wasser-Orgel, Hydraulicum genannt, welcher Pfeifwerk auf einem so genannten Secret oder füglichen beschlossenem Windfang stunde - und mit Claviren versehen, ihren Wind empfing von einer Wasser-Presse, und mit großer Macht in den Wind-Fang hinauf trieb.
Hero und Vetruvius haben uns davon die Beschreibung nachgelassen; aber so dunkel, dass wir uns daraus nicht würden gewickelt haben, wo nicht eine gelehrte Feder […] uns bei der Kupferbildung [Abbildung] eine Erklärung und nähern Begriff davon gegeben hätte, welches wir wert geachtet haben, hieher zu bringen: desto mehr, weil dieses Spielwerk in Abgang gekommen - auch ins Buch der Vergessenheit eingeschrieben ist.
Wasserorgel (Salomon van Til, 1706)
Man sieht dann in dieser Abbildung einen Windfang, gehörigermaßen unterstützet, mit viel runden Öffnungen oder Löchern in seinem Ober-Deckel; Orgel-Pfeifen darin zusetzen: unten stehen drei kupferne Gefäße mit den Seiten zusammen gefasst, wovon das Mittelste, welches vor das Wasser-Fass dienen muss, das Größte ist gar eben und glatt ausgemacht, begreifende eines halben Circuls Gestalt, schwer von Gewichte, und umgekehrt liegende, als eine umgekehrte Glocke, welches also innerhalb der Runde des Wasserfasses alleregen schließen muss, dass es gleichwohl auf und nieder kann gerückt werden, ohne dass da einiges Wasser zur Seiten durchsiege. In der Mitte dieses Wasser-Gefäßes sieht man eine Pfeife […]. Die anderen zwei Gefäße sind Luftschöpfer, deren jede durch eine Luft-Pumpe regiert wird; und nachdem eine jede mit einer krummen Röhre versehen, den Wind dadurch ins Wasser-Gefäß unter das Circul oder Klock-Stück hinein treiben: Durch diese eingepumpte Luft wird das Klocken-Stück zugleich auffgehaben [gehoben] und durchs Wasser wieder niedergedrückt, welches eine große Pressung des Windes verursachte, welcher dann mit einem starken Trieb zu dem Windfang eingetrieben Ursach war, dass die Pfeifen ebenmäßig mit Wind angefüllet, einen starken und stimmigen Laut von sich geben konnten.
Vitruvius bezeuget, dass ein gewisser Ctesibius erster Erfinder dieses Kunst-stücks [sic] gewesen: aber Tertullianus nennet es ein Wunder-Stück des Archimedes: vielleicht weil dieser die letzte Hand daran gelegt und große Verbesserung dieser Wasser-Orgel zubracht hat. […]
Die Pfeifen oder Sing-Kehlen wurden hier eben als auf den heutigen Orgeln durch Clavire [Klaviaturen] regieret […].
[Tertullianus:] Schauer an, spricht er, ein würdig Kunststück des Archimedes. Die Wasser-Orgel; und darin so viele Glieder, so viel Stücke, so viel Zusammenfügungen, so viel Krümmen vor die Leitung der Stimmen, so viel kurze Gänge vor das Geläute, so viel Zusammenstimmungen verschiedener Melodien, so viel Reihen der Pfeifen, die alle zu einem Instrumento Musico zusammen kommen. Der Wind welcher von unten die Wasser-Presse gedrenget, wird durch Verteilung ins Blas-Werk geleitet, und ist dem Leibe nach fest stehend, aber in der Arbeit verteilet. [Til Spiel-Kunst 1706, 60ff]