Quartett, Quatuor (1882)

Quartett (Quatuor), eine Komposition für vier Instrumente oder Singstimmen.

Da der vierstimmige Satz sich bereits seit dem 15. Jahrhundert als derjenige herausgestellt hat, welcher Einfachheit der Faktur und Leichtigkeit der Exekution mit harmonischer Vollstimmigkeit und Deutlichkeit bestens vereinigt, so ist das Quartett auf vokalem wie instrumentalem Gebiet eine bevorzugte Kunstform geworden. Die Mehrzahl der Meisterwerke der Kontrapunktik des 16. Jahrhunderts ist vierstimmig geschrieben, sowohl die Messen und Motetten eines Josquin als die deutschen Lieder eines Heinrich Isaak und die französischen Chansons und italienischen Kanzonetten (nur die Madrigale sind überwiegend fünfstimmig). Auch die Tanzstücke des 16. Jahrhunderts sind zumeist vierstimmig gehalten. Die sich im 17. Jahrhundert etwa gleichzeitig nebeneinander entwickelnde vielstimmige (doppelchörige) Setzweise des a-capella-Stils der venezianischen und römischen Schule einerseits und die begleitete Monodie (Stilo rappresentativo) andererseits drängten allerdings zeitweilig den vierstimmigen Satz in den Hintergrund. Doch gelangte zu Ende des vorigen Jahrhunderts [18. Jh.] das instrumentale Quartett, besonders das Streichquartett (Grétry, Gossec, van Malder, Sammartini, Haydn) und in unserem Jahrhundert [19. Jh.] das vierstimmige Chorlied (Männerquartett, gemischtes Quartett) wieder zu allgemeiner Beliebtheit.

Es gibt Quartette verschiedenartiger Besetzung, z. B. Hornquartette (4 Hörner), Klavierquartette (meist für Klavier, Violine, Bratsche und Cello; in diesem Sinn ist in diesem Lexikon der Ausdruck Klavierquartett abkürzend gebraucht), Flötenquartette (meist Flöte, Violine, Bratsche und Cello, doch auch andre Kombinationnen). Begleitete Gesangstücke heißen Quartett, wenn, abgesehen von den Instrumenten, vier Stimmen beteiligt sind. [Riemann Musik-Lexikon 1882, 732f]