Musiklexikon: Was bedeutet Periode?

Periode (1929)

Periode (griechisch: Periodos), dem Wortsinne nach "Umlauf" (Tour), d. h. eine geschlossene Form, regelmäßig verlaufende Entwicklung, ist in der Musik der Name des abgeschlossenen Satzes, der größten nur durch metrische Bestimmungen sich ergebenden Form, bei vollständig regelmäßigem Aufbau im Umfang von 8 (wirklichen) Takten. Vgl. Metrik. [Einstein/Riemann Musiklexikon 1929, 1369]

Periode (1882)

Periode bezeichnet in der Dichtkunst einen größeren rhythmischen Abschnitt; in der Prosa mehrere, nach Form und Inhalt verbundene Sätze. Dementsprechend heißt auch in der Musik ein aus mehreren kleineren Gliedern zusammengesetzter Abschnitt Periode.

Beim Walzer werden beispielsweise zwei Takte zu einem rhythmischen Motiv zusammengenommen, dessen Wiederholung einen Abschnitt von vier Takten ergibt. Betrachtet man diesen als einen Vordersatz, so muss er notwendig einen gleich konstruierten Nachsatz erhalten und beide, Vordersatz und Nachsatz ergeben eine Periode. Selbstverständlich lässt sich dieser Prozess noch weiter fortführen, so dass man größere und auch noch weit mannigfaltiger zusammengesetzte Perioden gewinnt. Bei Tanz und Marsch ist der Periodenbau streng an die progressiv erfolgende Zusammensetzung gebunden. Bei den mehr frei erfundenen Tonstücken, die nicht an solch äußere Vorgänge gebunden sind, tritt auch eine größere Freiheit des Periodenbaues ein.

Das Ohr vermag nicht so genau zu messen, wie das Auge, und man darf deshalb nicht die Gesetze der räumlichen Symmetrie auf die der Zeit übertragen. Daher ist es auch wenig angemessen, bei den erweiterten Instrumentalformen die Perioden nach Takten abzumessen wie beim Marsch oder Tanz. Auch beim Lied schon erfordert oft der ideale Inhalt eine mannigfaltigere Ausdehnung einzelner Glieder der Periode und dies ist selbstverständlich bei den Instrumentalformen noch weit mehr der Fall. Mit künstlerischer Besonnenheit angewendet führt das Verfahren zu einer Mannigfaltigkeit der rhythmischen Gestaltung, welche außerordentlich wirksame Mittel des Ausdrucks gewährt und zugleich vor Monotonie bewahrt. Selbstverständlich dürfen aber alle Abweichungen von der natürlichen Konstruktion nicht willkürlich auftreten und nicht die Symmetrie des Ganzen stören, sondern sie müssen durch den Inhalt bedingt werden und dürfen nur als Ausnahme von der Regel erscheinen, durch welche diese nicht aufgehoben wird. [Reissmann Handlexikon 1882, 373f]

Periode (1802)

Periode. Ein Kunstwort, welches aus der Redekunst entlehnt ist und die Vereinigung verschiedener Sätze, das ist verschiedener solcher einzelnen melodischen Teile bezeichnet, die an sich einen vollständigen Sinn bezeichnen, durch ihre Vereinigung aber eine Idee, oder vielmehr den Ausdruck einer Empfindung, in einem gewissen Grade von Vollständigkeit darstellen.

So wie sich in der Rede die Periode mit einem vollkommenen Ruhepunkt des Geistes endigt, den man in der Sprachschrift mit einem Punkt bezeichnet, eben so muss sich in der Musik die Periode mit dem vollkommensten Ruhepunkt des Geistes schließen, den man eine Kadenz nennt. Über dieses Kennzeichen der Periode scheint man jedoch in der Musik nicht völlig einerlei Meinung zu sein, denn viele nennen oft einen solchen Teil eines ganzen Tonstücks eine Periode, der an sich nur einen vollständigen Sinn bezeichnet und den man in der Sprache einen Satz nennt.

Der Mangel dieser Übereinstimmung mag wohl daher entstehen, weil man sich teils auch in einer ausgeführten Rede sehr oft nur eines einzigen Satzes zu einer Periode bedient, welches in der Musik nur zuweilen bei ganz kurzen Tonstücken, zum Beispiel den Liedern oder Tänzen, geschieht; teils auch daher, dass in einer ausgeführten Rede viele Perioden nacheinander verbunden sind, in der Musik aber bei einem ausgeführten Tonstück nach dem Verhältnis einer Rede nur wenige Kadenzen gemacht zu werden pflegen.

In diesem Werke [Musikalisches Lexikon 1802] ist das Wort Periode jederzeit so gebraucht, dass es einen Teil eines Tonstücks bezeichnet, der sich mit einer Kadenz endigt. [Koch Musikalisches Lexikon 1802, 1149f]