Musiklexikon: Was bedeutet Pedal?

Pedal (1882)

Pedal (von Pes, Pedes = der Fuß, die Füße) heißt bei der Orgel die Klaviatur für die tiefen, die Basstöne, welche mit den Füßen gespielt wird. Die Tasten desselben sind aus Eichenholz und selbstverständlich bedeutend länger und breiter als die Manualtasten.

Beim Pianoforte nennt man Pedal die "mit den Füßen zu lenkenden Tritte", welche die Dämpfung verändern.

Das Pedal der Harfe endlich bewerkstelligt die Umstimmung derselben (siehe Harfe). [Reissmann Handlexikon 1882, 371]

Pedal (1865)

Pedal.

  1. Eine zum Spiel mit den Füßen bestimmte Klaviatur.
    • An der Orgel. Als Fundament des ganzen Werkes und, wenn es auch in einzelnen Fällen (bei Choralfiguration etc.) die Melodieführung übernimmt, hauptsächlich zum Vortrag des Basses bestimmt, enthält es besonders tiefe und stark intonierte Grundstimmen. Hat das Hauptwerk einen Prinzipal 16 oder 8 Fuß, so soll das Pedal eigentlich 32- oder 16-füßig sein. Doch hat letzteres sehr häufig beim 16-Fuß-Prinzipal im Hauptwerk ebenfalls nur 16 Fußton, die großen Stimmen sind dann aber zahlreicher und alle Stimmen stärker intoniert, um nicht allein das Hauptwerk, sondern auch das volle Werk tragen zu können. Ein mattes Pedal ist ein großer Fehler, nimmt der Orgel alle Würde und Gravität. Verschärft werden die großen Stimmen durch kleinere von gleicher Gattung, wie denn Posaune 32 Fuß eine Posaune 16 Fuß, Trompete 8 Fuß und 4 Fuß, die großen Labialstimmen ihre Oktaven, Quinten und Doppeloktaven (auch Mixturen, die aber im Pedal häufig sehr vom Übel sind) bei sich haben. Außerdem ist für gewöhnlich eine Koppel, Pedalkoppel genannt (siehe Orgel), vorhanden, mittels deren man das Manual (wenn mehrere Handklaviere da sind, gemeinhin das Hauptwerk) mit dem Pedal verbinden kann, so dass also die Stimmen der betreffenden Manualklaviatur im Pedale mitklingen und es kräftiger und besonders deutlicher machen. Namentlich Pedale an kleinen Orgeln, die oft mit nur wenigen Stimmen besetzt, daher unselbständig sind, müssen eine wesentliche Verstärkung durch eine Koppel vom Manual beziehen, wie denn die Pedale bei den ältesten Orgeln gar kein selbständiges Pfeifwerk, sondern nur durch Stricke an die Manualventile angehängte Claves hatten, was man übrigens, wenn auch auf andere Art bewirkt so doch der Sache nach, auch heutzutage hier und da noch finden kann. In großen Orgeln hat das Pedal seine eigenen Bälge, denen man, wegen der Größe und starken Intonation des Pfeifenwerks, einen höheren Windgrad gibt als den Manualbälgen. Sein Umfang erstreckt sich gemeinhin von C bis c1, d1, e1, hier und da auch f1 im 16 Fußton. Richtige Mensur der Tasten ist von großer Wichtigkeit, und zwar eine etwas enge einer zu weiten vorzuziehen, denn letzter behindert die Beweglichkeit in schnellen Figuren, abgesehen davon, dass sie das Erreichen der äußeren Tasten erschwert. Im übrigen findet man noch einige Notizen unter [dem Artikel] Orgel, über die Erfindung durch Bernhard, einen deutschen Tonkünstler zu Venedig um 1470, ebenda.
    • An Klaviatursaiteninstrumenten, meist am Flügel, auch am Tafelpiano und Pianino als Ersatz des Orgelpedals zum Studium und Vortag der Orgelwerke mit selbständiger Pedalstimme. Es scheint zu Anfang des vorigen Jahrhunderts [des 18. Jh.], möglicherweise auch noch früher, in Gebrauch gekommen zu sein. Mitunter sind Claves nur an die Klaviertasten der beiden tiefen Oktaven angehängt, haben dann also keine eigenen Saiten, doch sind die Pedale mit eigenem Instrumentenkörper und besonderen Saiten weitaus besser, man baut sie gegenwärtig [um 1865] auch kaum anders. Sie stehen ebenfalls im 16 Fußton, von C bis c1, d1, e1. Die Übung auf Flügelpedalen ist dem Orgelspieler sehr nützlich, namentlich hinsichts der Leichtigkeit des Anschlages und der Deutlichkeit in schnellem Figurenwerk.
  2. Die Fußtritte an Klaviatursaiteninstrumenten, deren Niederdruck einige Klangveränderungen vermittelt. Die neuen Flügel und Pianinos haben deren zwei; eins zum Heben des Dämpfers (Großes Pedal, siehe Dämpfer), ein zweites zur Bewegung der Klaviatur um ein wenig von links nach rechts, wodurch der Hammer nicht an alle Saiten des ihm zugehörenden Chores schlägt (Verschiebung, siehe dort). An älteren Instrumenten kommen noch mehr vor, deren Effekt aber meist auf eine unwesentliche Spielerei hinausläuft. Tafelpianos haben nur das Dämpferpedal, keine Verschiebung.

[Dommer Musikalisches Lexicon 1865, 674f]

Pedal (1802)

Pedal. Diejenige Klaviatur der Orgel, die mit den Füßen traktiert wird und die, weil man bloß die Grundstimme darauf spielt, nur die große und kleine Oktave enthält.

Das Pedal hat sein eigenes Pfeifwerk, welches hauptsächlich aus tiefen und zugleich durchschneidenden Registern besteht und wenigstens eine Stimme enthalten muss, die eine Oktave tiefer ist als das Prinzipal – oder eine andere Hauptstimme des Hauptmanuals. In großen Orgeln hat es seine besonderen Bälge, welchen man wegen der Größe des Pfeifwerks einen stärkeren Grad des Windes gibt, als im Manuale.

Durch das Pedal, welches gemeiniglich vermittelst einer Koppel mit dem Hauptmanual vereinigt werden kann, hat die Orgel erst einen merklichen Grad der Vollkommenheit erlangt. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts von einem Deutschen mit Namen Bernhard erfunden. Man hat diese Erfindung auch benutzt, Pedale als Saiteninstrumente von der Klavierart zu verfertigen, um sie unter den Klavieren als ein Gestell anzubringen und sich ihrer zur Privatübung zu bedienen. Von dem Traktement des Pedals handelt Petri in seiner Anweisung zur praktischen Musik. [Koch Musikalisches Lexikon 1802, 48]