Komposition, Setzkunst. Man versteht darunter das Vermögen, durch Verbindungen der Töne solche Kunstwerke hervorzubringen, durch deren Vortrag ein schönes Spiel der Empfindungen bewirkt wird.
Das Vermögen, solche Kunstwerke zu verfertigen, setzt zwei ganz verschiedene Tätigkeiten voraus, nämlich
- die Schöpfung eines Ton-Ideals oder Tongemäldes, durch dessen Vortrag auf unsere Empfindungen gewirkt wird, und
- eine solche organische Bildung oder Darstellung dieses Gemäldes, welche nicht allein durch den Vortrag anschaulich oder hörbar gemacht werden kann, sondern die auch als Kunstwerk unseren Verstand befriedigt.
Jenes ist Sache des Genies, dieses Gegenstand der Kunst.
Von der Art, wie Tonverbindungen auf unsere Empfindungen wirken können, ist in dem Artikel Gemütsbewegungen gehandelt worden; so wie der Artikel Kunstwerk sich über die Beschaffenheit der Produkte der Kunst verbreitet. Von dem mechanischen Teil der Setzung hingegen handelt der Artikel Grammatik.
Oft wird das Wort Komposition in einem engeren Sinne gebraucht, in welchem man darunter entweder bloß den mechanischen Teil der Setzkunst versteht, der gelehrt und erlernt werden kann. Dieses ist z. B. jederzeit der Fall bei schriftlichen Anleitungen zur Komposition. Oder man versteht darunter denjenigen Teil dieser Kunst, der bloß vom Genie abhängt; in diesem Sinn hat man es z. B. zu verstehen, wenn hin und wieder behauptet wird, die Setzkunst könne nicht erlernt, sondern der Komponist müsse geboren werden. [Koch Handwörterbuch Musik 1807, 203f]