Musiklexikon: Was bedeutet Kanoniker?

Kanonik, Kanoniker (1840)

Kanonik. Wie die Akustik die physikalische Klanglehre, ist die Kanonik die mathematische, die Einteilungslehre der Töne (als bestimmter Größen) nach ihrem äußeren Maß und Verhältnis, vermittelst arithmetischer Berechnungen. Durch diese Wissenschaft konnte das Material der Tonkunst ausgebildet, geordnet, in Zusammenhang gebracht und das bis dahin sehr unvollkommene Tonsystem berichtigt werden. Auch wendet sie ihre Lehren in Verbindung mit dem physikalischen Teile der allgemeinen Akustik auf den Instrumentenbau an. Einiges daraus, so viel der Raum erlaubt, siehe unter Verhältnisse.

Pythagoras soll den Grund zu dieser Wissenschaft gelegt haben, daher hießen seine Anhänger hinsichtlich der Theorie Kanoniker (Canonici), welche, im Gegensatz zu den Harmonikern [Harmonici], bei Berichtigung des Tonsystems nicht das Ohr, sondern die Berechnung als Norm aufstellten. [Gathy Encyklopädie Musik-Wissenschaft 1840, 247]

Canoniker (1807)

Canoniker [Kanoniker]. Die Tonlehrer teilten sich bei den alten Griechen in zwei besondere Schulen: Die Anhänger der einen, an deren Spitze Pythagoras stand, behaupteten, dass der Zusammenhang der Töne untereinander nur allein durch Hilfe der mathematischen Klanglehre, der Canonik [Kanonik], erhalten werden könne; und diese nannte man Canoniker [Kanoniker]. Die Anhänger der anderen Schule hingegen hatten die Meinung des Aristoxen angenommen, dass nämlich bloß das Ohr der Schiedsrichter bei der Einrichtung oder Berichtigung eines Tonsystems sein könne; und diese wurden Harmoniker genannt. [Koch Handwörterbuch Musik 1807, 71]