Gamma, Gamma graecum (1865)

Gamma, Gamma graecum, Gamma ut, G-ut, Γ, der tiefste Ton des Tonsystems zu Anfang des 11. Jahrhunderts, unser großes G, "den Griechen zu einer sonderlichen Ehrerbietung" so benannt (Martin Agricola, Ein kurtz deutsche Musica, Wittemberg, Rhaw, 1528). Ehedem hatte das A, der Proslambanommenos [sic] der griechischen Musik, den Tonumfang in der Tiefe abgegrenzt.

Man schrieb eben wie die Erweiterung der griechischen Tonhöhe bis zum ee oder e'' in der Höhe so auch die Einführung des Gamma dem Guido von Arezzo zu, einige sagten, er hätte für den neuen Ton G diesen Buchstaben gewählt, um seinem Namen ein Denkmal zu setzen, andere aber, er habe es aus Verehrung gegen die Griechen getan. Beides jedoch kann uns um so gleichgültiger sein, da fast mit Bestimmtheit anzunehmen ist, dass sowohl der Ton G als seine Benennung Γ keine Erfindung des Guido, sondern schon vor ihm vorhanden gewesen sind.

Den Namen G-ut oder Gamma ut führt das G in der Solmisation, indem auf ihm, als dem Grundtone des ersten Hexachordes, stets die Silbe ut gesungen wurde. Da er in keinem anderen Hexachorde vorkam, wurde sein Silbenname auch nicht mutiert (vergleiche den Artikel Solmisation).

Ferner diente das Γ auch als Schlüssel (der tiefste der fünf Claves signatae, siehe die Solmisationstabelle und Artikel Notenschrift), blieb jedoch als solcher nicht lange im Gebrauch, in der Mensuralmusik kommt der Γ-Schlüssel nicht mehr vor (Martin Agricola führt ihn in dem erwähnten Werke noch an, jedoch ohne ihn in den Beispielen anzuwenden). Auch nannte man die ganze damalige Tonreihe, nach ihrem tiefsten Tone, das Gamma, und gegenwärtig gebraucht man den Ausdruck hie und da für Skala und Umfang der Singstimmen und Instrumente von ihrem tiefsten bis höchsten Tone. Die Franzosen haben den Ausdruck Gamme für Tonleiter überhaupt. [Dommer Musikalisches Lexicon 1865, 348f]