Verzögerte Cadenz (1879)

Verzögerte Cadenz [heutige Schreibweise: Kadenz] heißt die Kadenz, welche nicht ohne Unterbrechung zu Ende geführt wird.

Bekanntlich besteht die Kadenz aus dem tonischen, dem Unterdominant- und Dominantdreiklang (oder Dominantseptimenakkord), dem dann der tonische Dreiklang folgt:

Verzögerte Kadenz (Mendel/Reissmann)

verzögerte Kadenzen

In dem vorstehenden Beispiel ist die Kadenz dreimal unterbrochen worden. An den bezeichneten Stellen musste der ursprünglichen Fassung noch der tonische Dreiklang folgen, mit dem dann die Kadenz jedesmal abgeschlossen war; diese ist somit dreimal verzögert worden. Sie wurde namentlich in früherer Zeit, besonders seit dem Vorgange Haydns häufig angewendet, um den Schluss recht wirksam zu machen. Die neuere Zeit [um 1880] erreicht dies durch eine gewaltigere, mannigfaltigere Harmonik. [Mendel/Reissmann Musikalisches Lexikon 1879, 43]