Terzett (1802)
Terzett (italienisch: Terzetto) bezeichnet ein Tonstück von drei konzertierenden Singstimmen, die von einer Grundstimme und von verschiedenen Mittelstimmen begleitet werden. Es kommt sowohl in der Oper als in der Kantate vor, erfordert aber einen Tonsetzer, der mit einem glücklichen Genie und mit allen Kunstgriffen der Harmonie und des Kontrapunktes ausgerüstet ist, weil jede von den drei konzertierenden Stimmen eigentlich durchgehend den Charakter einer Hauptstimme behaupten muss. Alle Schwierigkeiten, die schon von der Bearbeitung eines Duetts zu überwinden sind, und wovon an seinem Orte gesprochen worden ist (siehe den Artikel Duett), werden im Terzett durch den Beitritt der dritten Hauptstimme noch ungleich vermehrt, so dass dieses Tonstück eine der schweresten [sic] Aufgaben für den Tonsetzer wird.
Das Terzett scheint eines derjenigen Tonstücke zu sein, bei welchen die einer höheren Vollkommenheit entgegenrückende Tonkunst nicht gleichen Schritt mit den übrigen Kunstprodukten gehalten hat. Noch scheinen die älteren Kunstwerke dieser Art, besonders Grauns meisterhafte Terzette, einen überwiegenden Wert vor den mehresten [sic] neueren zu behaupten. Die mehresten [um 1800] modernen Tonsetzer machen sich die Bearbeitung des Terzetts, welches in den Opern nach dem Geschmack der Zeit sehr oft in dem sogenannten Finale der Akte vorkommt, sehr bequem und lassen gemeiniglich die tiefste der drei zum Terzett gehörigen Stimmen, anstatt sie als eine konzertierende Hauptstimme zu behandeln, in der Form einer Grundstimme hinschleichen. Unter den [um 1800] neueren Kunstprodukten scheinen Mozarts Werke die einzigen zu sein, in welchen man Terzette von echtem Schrot und Korn findet. [Koch Musikalisches Lexikon 1802, 1518f]