Liniensystem (1929)

Liniensystem (Fünfliniensystem, auch kurzweg System), nennt man das Schema von fünf parallelen Linien, auf und zwischen welchen die Noten eingetragen werden. Die Tonbedeutung der Linien und Zwischenräume (Spatien) wird durch Schlüssel (siehe dort) bestimmt. Der Erfinder der Linien für die Notation ist Hucbald (siehe dort); ihr heutiger Gebrauch wurde durch Guido von Arezzo (siehe dort) festgestellt. Vgl. dazu auch P. Wagner, Aus der Frühzeit des Liniensystems (AfMW. VIII, 2; 1927).

Die Notierungen des Gregorianischen Gesangs benutzen gewöhnlich nur vier, ja drei Linien, solche von Orgelstücken aus dem 16. und 17. Jahrhundert weisen oft besonders für die linke Hand mehr als fünf Linien auf.

Der Gesamtumfang der musikalisch verwendbaren Töne reicht vom Doppelkontra-C bis zum sechsgestrichenen, d. h. durch neun Oktaven, doch kommen die allertiefsten wie die allerhöchsten Töne dieser Riesenskala nur in der Orgel vor. Notiert werden sie nicht, sondern treten nur als Klangverstärkungen auf in den 32-Fuß-Stimmen einerseits und den kleinsten Hilfsstimmen (s. d.) anderseits. Vgl. Fußton. Die Notenschrift kann zwar diese Töne auch wiedergeben (durch 8va und 8va bassa oder auch durch 15ma und 15ma bassa), doch sind die gewöhnlichen Grenzen der Notenschrift die unsrer heutigen Konzertflügel mit dem Umfang vom Doppelkontra-A bis zum fünfgestrichenen c; vgl. die folgende Übersicht, in welcher zugleich die Buchstabenbenennung der Noten beigeschrieben ist (die Franzosen nennen die große Oktave die erste, die kleine die zweite usw., die Kontraoktave die minus erste (-1) und die Doppelkontra-Oktave die minus zweite usw. Das eingestrichene c (c1) ist das in der Mitte des Klaviers gelegene:

Liniensystem (Einstein 1929)

Liniensystem

[Einstein/Riemann Musiklexikon 1929, 1047]