Musiklexikon: Was bedeutet Klirrtöne?

Klirrtöne (1929)

Klirrtöne (Schnarrtöne) nennt man ein eigentümliches akustisches Phänomen, das die der Obertonreihe gegensätzliche Reihe der Untertöne (siehe dort) hörbar macht. Wenn man z. B. eine schwingende Stimmgabel lose (!) auf einen Resonanzboden oder irgendein Kistchen usw. aufsetzt, so hört man statt des Eigentons der Stimmgabel einen ihrer nächsten harmonischen Untertöne, d. h. die Unteroktave oder Unterduodezime usw.. Es gelingt auch wohl, die Untertöne noch weiter hinab hervorzubringen.

Vgl. zur Frage der Klirrtöne auch die Mitteilungen von O. Leßmann in der Allgem. Mus.-Ztg. 1886 und H. Schröder und W. Schell in Klavierlehrer 1887 und Musikalischen Wochenblatt (über "Schnarrtöne" auf der Violine).

Das merkwürdige Phänomen erklärt sich durch Übertragung nur jeder zweiten oder dritten usw. Schwingung auf den Resonanzboden zufolge des nicht festen Aufsetzens. [Einstein/Riemann Musiklexikon 1929, 911]

Klirrtöne (1840)

Klirrtöne. Bekanntlich erklingt eine Saite um so tiefer, je länger sie ist. Chladni erwähnt eine in dieser Hinsicht auffallende Erscheinung. Wenn man einer aufgespannten Saite einen Steg so untersetzt, dass sie nicht fest aufliegt, sondern ihn nur schwach berührt, und man reißt [zupft] die Saite so, dass sie senkrecht auf diesen Steg aufschlägt, so gibt sie einen Ton, der tiefer ist (bei dem Stand des Stegs unter der Mitte der Saite z. B. eine Quinte tiefer) als ihr natürlicher Ton, wenn sie ganz und ungehindert schwingt. Diese tieferen Töne werden von Chladni Klirrtöne genannt (Versuche zu deren Erklärung in Chladnis Akustik und in der Allg. Mus. Zeitung 1816 S. 17). [Gathy Encyklopädie Musik-Wissenschaft 1840, 257]