Kastagnetten, Castañuelas (1929)

Kastagnetten (span. Castañuelas), ein einfaches, in Spanien und Unteritalien verbreitetes Klapperinstrument, bestehend aus zwei Holzstücken etwa von der Gestalt einer mitten durchgeschnittenen Kastanienschale, die mittels eines Bandes am Daumen befestigt und mit den anderen Fingern gegeneinander geschnellt werden. Im modernen Orchester klappern die beiden Schalen gegen einen gestielten Mittelteil.

Die Bezeichnung leitet sich nicht etwa von der Form der Kastanie her, sondern von dem Geräusch, das die gerösteten Kastanien in der emporgeschnellten Pfanne verursachen. In Andalusien gebraucht man für das Instrument übrigens nicht nur die vulgäre Bezeichnung Castañuelas, sondern auch Palillos ("Hölzchen").

Ein dem der Kastagnetten ähnlicher Effekt kann auch durch Abschnellen der Finger von der Daumenspitze auf den Daumenballen erzielt werden, welche Manipulation wohl auch mit dem Namen Kastagnetten belegt wird. Die Kastagnetten gehören als unentbehrliches Charakteristikum spanischer oder neapolitanischer Tänze in unser [um 1930] heutiges Ballet. Das Schlagen der Kastagnetten wird von spanischen Tänzern mit einer abwechslungsreichen und reizvollen Kunstfertigkeit ausgeführt, die mit dem Geklapper in unsern Orchestern nicht sehr viel Ähnlichkeit hat. Man höre z. B. La Argentina, die spanische Tänzerin, deren ausdrucksvolles Kastagnetten-Spiel auch auf Odeon-Platten festgehalten ist. Näheres siehe Gevaerts Neue Instrumentenlehre. Vgl. Bolero, Fandango usw. [Einstein/Riemann Musiklexikon 1929, 865]