Musiklexikon: Was bedeutet Hymnus?

Hymnos, Hymnus, Inno (1882)

Hymnos (lateinisch: Hymnus, italienisch: inno) oder Hymne hieß bei den Griechen ein Preis- oder Lobgesang zu Ehren der Götter oder Heroen, der bei feierlichen Gelegenheiten angestimmt wurde. Bei den Juden vertrat der Psalm die Stelle des Hymnus, der dann auch in der christlichen Kirche seinen bedeutsamen Platz erhielt.

Schon der Apostel Paulus unterscheidet zwischen Psalmen und Lobgesängen und die religiöse Begeisterung dichtete bald eine Reihe von Hymnen, welche von der Kirche sanktioniert wurden. Schon im zweiten Jahrhundert wurde der "Hymnus angelicus", die Doxologie, das "Gloria" in der Kirche gesungen, und seitdem Gregorius von Nazianz seinen begeisterten Hymnus an Gott sang, ist der Hymnengesang in der christlichen Kirche nicht verstummt. [Reissmann Handlexikon 1882, 211]

Hymnus (1840)

Hymnus (griechisch), Hymne, ein Lobgesang, welcher zu Ehren der Götter oder Heroen bei feierlichen Opfern und Festen mit Begleitung der Musik, oft auch unter feierlichen Tänzen, gesungen wurde. Zu den prächtigsten und erhabensten gehören die, welche die Sammlung der Psalmen Davids enthält. Der älteste dieser Art ist das Hohelied Salomonis: Canticum canticorum. Die christlichen Hymnen oder Kirchengesänge, Hymnes, Cantiques (französisch), sind größtenteil ganz lyrisch und sprechen das Gefühl des Menschen aus, der sich zu dem Unsichtbaren voll inneren Dranges zu erheben strebt. Zu Anfang des Christentums sang man in den Versammlungen Lob- und Dankhymnen. Schon der Apostel Paulus hatte diesen Gebrauch empfohlen, und Plinius der jüngere bestätigt, dass die Christen dies getan (vergleiche Choral).

Ob nun Hymnen oder Psalmen aus den heidnischen oder jüdischen Tempeln in die christlichen übergegangen sind, dürfte schwerlich nachgewiesen werden können. Mehrere Schriftsteller nehmen es als wahrscheinlich an. Diesen widerspricht Kiesewetter und meint, die ältesten christlichen Gesänge haben sich teils in niederen Hütten, teils in den Höhlen und Katakomben gestaltet, in welchen die verfolgten Christen zur gottesdienstlichen Versammlung sich verstecken mussten, um nicht durch das laute Getöne des Gesanges sich zu verraten. Als Constantin die christliche Religion angenommen, gewann dieselbe einen neuen Aufschwung und die Musik Leben und Veredlung. Die Hymnen wurden durch angeordnete Sänger (Therapeuten) vorgesungen. Später fixierte die Kirche die angenommenen Choralmelodien und die Sängerweisen mit überschriebenen griechischen Buchstaben, als unabweichliche Vorschrift. Jedes Fest behielt erst seine bestimmten griechischen, dann lateinischen Hymnen, die jedes Glied der Gemeinde auswendig lernte und nach und nach halblaut mitsingen konnte.

Außer dem Te Deum laudamus sind in der römisch-katholischen Kirche noch jetzt [um 1840] sieben Hymnen aus dem alten Testament für die sieben Wochentage gebräuchlich und drei aus dem neuen Testament, welche täglich angestimmt werden:
die erste, Lobgesang des Zacharias, Luc. Kap. 1, V 68-79, zur Frühmette;
die zweite, Magnificat oder Lobgesang der Jungfrau Maria, Luc. Kap 1, V. 46-55, zur Vesper;
die dritte, Lobgesang Simeons, Luc. Kap. 2, V. 29-32, zur Complete, d. h. zum Schluss des täglichen Gottesdienstes.

Interessantes über die musikalische Feier findet man in Augustis Archäologie und G. Mohnikes hymnologischen Forschungen. Siehe auch den 130-sten der kritischen Briefe über die Tonkunst. [Gathy Encyklopädie Musik-Wissenschaft 1840, 222f]

Hymne, Hymnus (1807)

Hymne, Hymnus bedeutet einen Lobgesang in einem erhabenen Stile; siehe Lied.

Nächst dem Te Deum laudamus bedient man sich in der christlichen Kirche noch dreier Hymnen, zu welchen der Text aus dem Evangelium des Lucas genommen ist, nämlich

  1. des Magnificat,
  2. des Lobgesanges des Zacharias und
  3. des Lobgesanges Simeons.

[Koch Handwörterbuch Musik 1807, 188]