Franco von Köln (1840)

Franco von Köln, Parisiensis Magister genannt, blühte in den Jahren 1047-1085 als Scholaster [sic] an der Kathedralkirche zu Lüttich; schrieb das älteste bekannte Buch über Cant. mensurab. [Ars cantus mensurabilis] und wird daher als Erfinder des musikalischen Zeitmaßes und der für die Ausbildung der neueren Musik so wichtigen Mensuralmusik (siehe dort) genannt, in welcher die Länge und Kürze der Töne nach Noten von ganzen Takten eingeteilt werden konnte.

Er unterschied vier Grade des Zeitmaßes, nämlich: das längste, lange, kurze und halbkurze - und zur Bezeichnung derselben viererlei Zeichen (Noten, Figuren), statt der bisher üblichen Punkte (siehe Noten). Diese erhielten sich bis gegen das Ende des vierzehnten Jahrhunderts, wo sie vervielfältigt, d. h. in Unterabteilungen zergliedert wurden. Wiewohl Joh. de Muris berichtet, "dass der Magister Franco 50 Jahre nach Guido mensuram figurarum (d. i. den Wert der Tonfiguren) erfunden habe," so sagt doch er selbst (nach einer von Baini aus seinen Briefen angeführten Stelle), dass er den Takt nicht erfunden. Kiesewetter bezweifelt, dass Franco, der über Mensuralmusik geschrieben, und jener ein und derselbe sei. Er sucht als wahrscheinlich aufzustellen, dass dieser (der Schriftsteller) von der Epoche Guidos sehr fern gelebt haben müsse und kaum früher als in den ersten Dezennien des dreizehnten Jahrhunderts geblüht haben könne, welche Epoche er in seiner trefflichen Geschichte der Musik auch nach Franco benennt (siehe Leipziger Musikal. Zeitung, 1828, No. 48-50). [Gathy Encyklopädie Musik-Wissenschaft 1840, 140]