Estampida (1929)
Estampida, Name durch frische Natürlichkeit und volksmäßige Haltung auffallender Tanzlieder der provenzalischen Troubadours (vgl. die Estampida von Rambaut de Vaqueiras bei Riemann, Handbuch der MG. I, 2, S. 234). Robert de Handlo (nach 1300) nennt neben Ballada, Chorea und Rondellus die Estampeta; auch der Stantipes, den Joh. de Grocheo (um 1300) als eine Form der Instrumentalmusik anführt (Intern. MG. Sammelb. I, 1, S. 98) ist zweifellos mit der Estampida identisch. Prätorius erklärt im Syntagma musicum III., S. 19: Stampita, s. v. w. Balletto, wenn dasselbe mit Schalmeien und Pfeifen gespielt wird. Vielleicht gehört auch die Stamentienpfeife etymologisch hierher; mit einem Fragezeichen schließlich sei an die in Westfalen noch getanzte Tempête (eine Art Kontretanz) erinnert. Vgl. Fr. M. Böhme, Gesch. des Tanzes I, S. 28, ferner: Joh. Wolf, Die Tänze des Mittelalters (AfMW. I, 10f. - Stampenien), Aubry, Estampies et danses royales (1907). Gegen den ursprünglichen Tanzcharakter der Estampida wandte sich H. J. Moser (Stantipes und Ductia, ZfMW. II), um in ihr als Stehfuß das älteste Virtuosenstück im Gegensatz zu dem vom Spielmann geführten Reigen zu sehen. [Einstein/Riemann Musiklexikon 1929, 477]