Elektrische Tonerzeugung (1929)

Elektrische Tonerzeugung. Die Erzeugung von Tönen auf radio-elektrischem Wege ist den Physikern seit längerer Zeit bekannt: Der amerikanische Forscher de Forest hat sich das Urpatent für die musikalische Auswertung dieser Phänomene gesichert. 1921 bis 1922 hat dann Jörg Mager (s. d.) mit der Absicht, ein Instrument herzustellen, das die Erzeugung kleinster Tonstufen erlaubt, sein erstes Elektrophon (später Sphärophon von ihm genannt) gebaut, das mit Hilfe von Schaltmaßnahmen, Kurbeltisch und Klaviatur auch die genaue Festlegung, Bestimmung beliebiger Tonhöhen erlaubt, ebenso wie die Herstellung aller gewünschten Klangfarben. Sein Kaleidophon ermöglicht auch die Erzeugung beliebiger Akkorde.

Unabhängig von Mager haben dann der russische Dipl.-Ing. Prof. Leo Theremin (*1896 in Leningrad, Schüler des dortigen Physikalischen Technischen Instituts, auch einer Musikschule, in der er bei A. Garpf das Violoncellospiel betrieb) und sein Assistent Goldberg einen Apparat konstruiert, der unter Zuhilfenahme eines Wechselstromes von verschiedener Frequenz akustische Frequenzen erzeugt. Zur Regelung der Tonhöhen ist die Einwirkung von elektrizitätsleitenden Körpern auf die Antenne, die elektromagnetische Wellen ausstrahlt, zu Hilfe genommen. Ein vertikales Metallstäbchen bildet eine solche Antenne, in deren Nähe beim Funktionieren des Apparates elektromagnetische Wellen von sehr geringer Energie, aber von bestimmter Länge und Frequenz entstehen. Die Annäherung einer Hand, die ein Elektrizitätsleiter ist, verändert die Verhältnisse des elektromagnetischen Feldes rings um die Antenne. Je nach der Annäherung oder Entfernung der Hand bilden sich höhere oder tiefere Töne. In ähnlicher Weise kann mit der anderen Hand die Tonstärke reguliert werden. Theremin hat seinen Apparat außerhalb Russlands zuerst im Sommer 1927 in Frankfurt a. M. vorgeführt, die obigen Darstellungen sind teils einem Artikel von Karl Holl (Frankf. Ztg. 15.8.27), teils einem Vortrag Theremins wörtlich entnommen. [Einstein/Riemann Musiklexikon 1929, 458f]