Deutsche Guitarre (1873)

Deutsche Guitarre nannte man wahrscheinlich erst im Anfang dieses Jahrhunderts [des 19. Jh.] in Deutschland eine kleine Umformung der von Spanien über Frankreich uns bekannt gewordenen Guitarre (siehe dort), welche hier konstruiert und allgemeiner gepflegt wurde, was nach Virtuosenleistungen, wie die des gewesenen Hoflautenisten des Kurfürsten zu Mainz, Scheidler, im Jahre 1806 zu Frankfurt am Main, die er auf einer eigens mit sieben Saiten bezogenen Guitarre ausführte, fast stets als natürliche Folge eintritt.

Hauptsächlich unterschied sich die Deutsche Guitarre von jeder anderen durch die Stärke ihres Bezuges, der in Spanien nur durch fünf und in Frankreich höchstens durch sechs Saiten gebildet wurde. Die Deutsche Guitarre führte jedoch stets sieben Darmsaiten (die drei tiefsten übersponnen), welche die Stimmung: G, c, f, g, c', e' und g' erhielten.

Eine besondere Vorrichtung, welche den Capotaster [Kapodaster] (siehe Capo-tasto) in eigener Form stets zur Disposition stellte und dessen leichten Gebrauch gestattete, war eine stete Beigabe dieses Instruments. Hinter jedem Bund des Griffbretts nämlich befand sich ein Loch, in welches der Stiel eines metallenen, mit Tuch gefütterten Bügels passte, der gleich einem beweglichen Sattel über den Hals weg lief und rückwärts mit einer Schraube befestigt werden konnte.

Die Tonstücke für diese Guitarre notierte man, wie für alle anderen, um eine Oktave höher als sie klingen, im G-Schlüssel (siehe dort).

Schließlich sei noch bemerkt, dass man die Deutsche Guitarre auch wohl zuweilen Sister (siehe dort) nannte, für welche Benennung sich jedoch gar kein Grund vorfindet. [Mendel Musikalisches Lexikon 1873, 126f]