Musiklexikon: Was bedeutet Contredanse?

Contredanse (1929)

Contredanse (französisch), ursprünglich englischer Tanz (Anglaise), der zu Ende des 17. Jahrhunderts in Frankreich eingeführt, aber erst nach 1700 beliebt wurde (nach Deutschland kam er dann als Française). Der Name Contredanse bezieht sich auf seine Eigentümlichkeit, dass die Paare gegeneinander tanzen und nicht wie bei den Rundtänzen hintereinander her. Die Ableitung von Countrydance, Bauerntanz, ist falsch, obgleich sie schon Türk in seiner Klavierschule (1789) gibt. Vgl. C. F. Sharp, The Country-Dance Book (London, Novello). [Einstein/Riemann Musiklexikon 1929, 340]

Country-dances, Contredanses (1873)

Country-dances (englisch, französisch: Contredanses), englische oder Contre-Tänze bei uns genannt, ist der Name für eine Art Gehtänze, welche durch Ausführung graziöser Bewegungen in schrittartiger Begegnung der tanzenden Paare, die in chorischen Aufzügen kulminieren, sich besonders kennzeichnen.

Wahrscheinlich sind in frühester Zeit Pantomimen die Anfänge der graziösen Bewegungen gewesen, was daraus gefolgert werden kann, dass noch heute [um 1870] die Tanzenden solche auszuführen sehr geneigt sind. Diese Bewegungen sind größtenteils lebhaften Charakters und grenzen selbst zuweilen an das Komische, weshalb die Musik zum Country-dance auch in den verschiedensten Taktarten wechselt: 2/4, 3/8 oder 6/8.

Über die Musik selbst ist noch zu bemerken, dass die Zeitteile der einzelnen Tanzabschnitte bald in größerer, bald in geringerer Schnelle einander folgen und dass die Anfänge der Takte, wie in der Musik zu Rundtänzen, besonders hervorgehoben werden müssen. Leider sind die einzelnen Tanztouren (in der Regel fünf) ohne Verbindung. Sie bestanden einst wohl jede für sich als besonderer Tanz. Ebenso sind die fünf Nummern der Musik ohne Zusammenhang. Es lässt sich deshalb wohl hoffen, dass irgendein begabter Komponist, sobald der Tanz selbst erst mehr aus dem Gebrauch schwindet, die musikalischen Motive zur Bildung einer neuen Kunstform verwenden wird und Konzertstücke, wenn auch nur ähnlich den von Strauss, Lanner und Labitzky ausgebildeten Walzerzyklen, schafft, die an und für sich schon ein Interesse wecken könnten. Für jetzt bilden diese Tänze mehrere ohne verbindendes Mittel nacheinander folgende Einzelszenen, die mit einem großen Rundgang der Paare enden. Dieser Rundgang wird durch eine sehr lebhafte und markierte melodische Musik belebt, welche durch ihren Galopprhythmus die prägnanteste und am leichtesten zu fassende und im Gedächtnis zu behaltende Nummer ist. [Mendel Musikalisches Lexikon 1873, 6]