Musiklexikon: Was bedeutet Con gravita?

Con gravità (1865)

Con gravità, Vortragsbezeichnung, mit Würde, mit Ernst; erfordert einen markigen Ton und gewichtigen, bedeutenden Anschlag oder Bogenstrich. Obgleich Tonstücke von diesem Charakter gewöhnlich in mehr langsamem als schnell bewegtem Zeitmaß stehen, dürfen dennoch die Noten (etwaige schnelle Figuren ausgenommen) nicht ineinander geschleift, sondern müssen durch nachdrückliche Markierung etwas voneinander abgesetzt werden. Angenommen, folgender Satz

con gravita (Dommer 1865)

con gravita, Notenbeispiel

Con gravita (Dommer 1865)

käme in einem Tonstück von dem in Rede stehenden Charakter vor, so müssen die darin enthaltenen punktierten Achtel nicht allein mit vollem Nachdrucke intoniert, sondern auch etwas länger, als ihre eigentliche Geltung erfordert, ausgehalten und die darauf folgenden Sechszehntel (von Geigeninstrumenten im Hinaufstrich) abgestoßen werden. Noch bemerkbarer wird die Eigentümlichkeit des grave bei solchen Noten, wie die Viertel im zweiten Takt: dass sie nicht zusammengeschleift werden dürfen, wenn der Satz nicht lahm klingen soll, ist fühlbar; sie dürfen aber auch ebenso wenig mit einem scharfen spitzen Anschlag oder Bogenstrich abgefertigt, sondern sie müssen kräftig angezogen und dann nachgelassen und etwas abgesetzt werden. Wer diese Strichart nicht kennt, versuche jedes der beiden Viertel mit einem kräftigen Herunterstrich zu spielen, so wird er am leichtesten von der richtigen Vortragsart derselben einen Begriff sich machen können. [Dommer Musikalisches Lexicon 1865, 186f]

Con gravità (1802)

Con gravità, mit Würde, oder mit Ernst, erfordert im Vortrage, besonders auf Bogeninstrumenten, einen sehr markichten Ton und einen unterhaltenden und bedeutenden Strich. Obgleich bei diesem Charakter sich das Zeitmaß mehr langsam als geschwinde bewegt, so dürfen dennoch die Noten (es sei denn, dass sie in geschwinden Figuren vorkommen) nicht zusammengeschleift, sondern sie müssen abgestoßen, aber nicht scharf und spitzig [sic], sondern mit einem solche Nachdrucke des Bogens abgestoßen werden, der sie unterhaltend macht.

Gesetzt, folgender Satz

Grave, Notenbeispiel

Grave, con gravita

käme in einem Tonstück von diesem Charakter vor, so müssen die in demselben enthaltenen Achtel mit dem Punkt nicht allein mit vollem Nachdruck des Bogens intoniert, sondern auch länger, als es eigentlich ihre Geltung erfordert, ausgehalten und die darauf folgenden kürzeren Noten wieder im Hinstriche abgestoßen werden.

Noch merklicher wird das Eigentümliche des Vortrages eines Grave bei solchen Noten, wie im zweiten Takte. Dass diese beiden einen Einschnitt formierende Viertel nicht zusammengeschleift werden dürfen, wenn der Satz nicht lahm klingen soll, ist sehr fühlbar. Sie dürfen aber auch ebenso wenig mit einem scharfen oder spitzigen Bogenstriche abgefertigt werden, sondern man muss sie mit einem Bogenstrich spielen, der sich besser praktisch zeigen als beschreiben lässt. Wer diese Art des Striches nicht kennt, versuche diese Viertel alle beide mit einem kräftigen Herstriche zu spielen, so wird er sich am leichtesten von der richtigen Vortragsart derselben einen Begriff machen können. Die besten Tonstücke zur Übung dieser Art des ernsthaften Vortrages sind die Grave der Opern: Ouvertüren von Graun und Hasse. [Koch Musikalisches Lexikon 1802, 358f]