Boston, Valse Boston (1929)

Boston (sprich: bost'n), eigentlich Valse Boston, der amerikanische langsame Walzer (siehe dort) der Gegenwart. Das normale Tempo ist Viertel = 132, die Melodik ist lyrisch mit stark sentimentalem Einschlag. Rhythmisch unterscheidet sich der Boston vom Wiener Walzer durch das Fehlen des jenem eigenen Elans in der Begleitung. Nur die Eins im Takt erhält einen Akzent, während die beiden nachschlagenden Viertel völlig unbetont bleiben und auch kein Rubato erhalten. Im Klaviersatz wird das dritte Viertel in der Begleitung häufig gar nicht markiert:

Boston (Einstein 1929)

Boston

oder überhaupt nur die Eins mit [punktierter Halber] taktweise angegeben, wobei dann die Mittelstimmen den laufenden Rhythmus mit Vierteln oder in fließender Achtelfiguration übernehmen. Der Jazz (siehe dort) enthält sich beim Boston im Allgemeinen der Synkopierungen und trägt dem sentimentalen Charakter Rechnung durch bevorzugte Verwendung nicht nur von Saxophon (s. d.) und Trompete, sondern auch der Violine für den Vortrag der Melodie, die gern ein leichtes Rubato erhält. Wohl aber wird der gleichmäßige Dreiviertelrhythmus des Boston oft durch freie Gegenstimmen mit ostinaten Figuren im Zwei- oder im Viervierteltakt abwechslungsreicher ausgestaltet.

Beispiele für die Übertragung des B. in die Sphäre der Kunstmusik bieten das 1. Streichquartett (Schlusssatz) und die Suite 1922 von Paul Hindemith und die ]azzberries von Louis Gruenberg (1925). [Einstein/Riemann Musiklexikon 1929, 211]