Arpeggio (1870)
Arpeggio (italienisch, französisch: Arpège), das Arpeggieren oder Vortragen der Akkorde nach Harfenart; auch wohl die Zergliederung der Akkorde, eine eigentümliche, nur auf Saiten-, Tasten- oder Bogeninstrumenten ausführbare Spielmanier, in welcher die Intervalle eines oder mehrerer Akkorde nicht gleichzeitig, sondern in einer gewissen Folge, schnell einander ablösend, angeschlagen oder angestrichen, die Akkorde selbst in der besonders der Harfe eigentümlichen Weise gebrochen oder zergliedert werden.
Das übliche Zeichen dafür ist eine gebrochene Linie oder ein gerader Strich mit einem Haken oder Bogen vor dem Akkord, auch mitunter ein schräger Strich durch den Akkord selbst, wenn man es nicht vorzieht, das Arpeggio, wie es in neuester Zeit überwiegend häufig geschieht, ganz auszuschreiben. In ersterer Schreibweise gehört es zu den musikalischen Abbreviaturen und wird also folgendermaßen notiert:
Sollen bei dem Arpeggio gewisse Haupttöne gehalten werden, d. h. sollen auf ihnen die Finger länger ruhen, so werden sie durch größere Noten vor den übrigen ausgezeichnet. Es kann dies jedoch nur in langsamen Sätzen der Fall sein. Die schnellere oder langsamere Brechnung richtet sich nach dem Charakter des Stückes.
Während die heutige [2. Hälfte des 19. Jahrhunderts] Spielmanier des Arpeggio so ist, wie sie oben ausgeschrieben sich befindet, wurde in älterer Zeit der Akkord auf- und abwärts schnell nacheinander gebrochen; bei Ausführung Bach'scher und Händel'scher Werke sollte man dies nicht vergessen.
Allen Missdeutungen entgeht man nur durch das vollständige Ausschreiben der gebrochenen Akkorde. [Mendel Musikalisches Lexikon 1870, 302f]