Adagio (1882)
Adagio (sprich adáhdscho), eine der ältesten Tempobezeichnungen, die schon zu Anfang des 17. Jahrhunderts vorkommt; adagio bedeutet im Italienischen: bequem, behaglich, hat aber für die Musik im Lauf der Zeit die Bedeutung von langsam, ja sehr langsam (aber nicht so langsam wie largo) erhalten.
Die Bezeichnung adagio kommt sowohl innerhalb eines Tonstücks für wenige Noten wie auch zu Anfang eines Satzes als Tempobezeichnung für dessen ganze Dauer vor, so dass man jetzt gewöhnlich unter einem Adagio einen ganzen Satz einer Sonate, Symphonie oder eines Quartetts etc. versteht. Gewöhnlich ist das Adagio der zweite Satz, doch sind Ausnahmen nicht selten (neunte Symphonie von Beethoven, Waldsymphonie von Raff u. a.); man nennt einen solchen Satz auch dann ein Adagio, wenn er einen bewegteren Teil (andante, più mosso u. dgl.) enthält.
Der Superlativ adagissimo (nicht adagiosissimo), "äußerst langsam", ist selten. Die Diminutivform adagietto bedeutet: ziemlich langsam, d. h. nicht so langsam wie adagio. Als Überschrift kennzeichnet sie ein langsames Sätzchen von kurzer Dauer (kleines Adagio). Vergleiche Tempo. [Riemann Musik-Lexikon 1882, 7]