Walther, Johann Gottfried (1929)
Walther, Johann Gottfried, musikalischer Lexikograph und ausgezeichneter Kontrapunktiker, geboren 18. Sept. 1684 zu Erfurt, gestorben 23. März 1748 in Weimar; Schüler von Jakob Adlung, Joh. Bernh. Bach und Kretschmar zu Erfurt, wurde 1702 dort zum Organisten der Thomaskirche ernannt und 1707 zum Stadtorganisten in Weimar. Gleichzeitig wurde er Musiklehrer der herzoglichen Prinzen und 1720 Hofmusikus.
Walther war ein naher Verwandter J. S. Bachs, mit diesem während dessen Aufenthalt in Weimar (1708-14 als Kammerviolinist) innig befreundet (Bach stand bei seinem ältesten Sohne Gevatter). Später scheint sich ihre Freundschaft stark abgekühlt zu haben, denn Bach kommt in Walthers Lexikon kurz genug weg. Mattheson hatte eine sehr hohe Meinung von Walther, er nennt ihn den "zweiten Pachelbel, wo nicht an der Kunst den ersten". Es ist kaum zweifelhaft, dass Bach im Umgang mit Walther viel Anregung empfing. Walther war besonders Meister in der Choralbearbeitung für Orgel und stand darin nur Bach selbst, diesem allerdings an Poesie und Kraft ganz gewaltig, nach. Auch bearbeitete er Vivaldische Violinkonzerte.
Von seinen Kompositionen sind gedruckt: ein Klavierkonzert ohne Akkompagnement (1741), Präludium und Fuge (1741) und 4 variierte Choräle (Jesu meine Freude, Meinen Jesum laß ich nicht, Allein Gott in der Höh' sei Ehr und Wie soll ich dich empfangen), außerdem sind aber eine größere Zahl Choralbearbeitungen, Fugen, Präludien und Toccaten im Ms. erhalten (Berliner Bibliothek und Privatbesitz). Von Walther ist auch das Choralvorspiel Gott der Vater wohn' uns bei der Petersschen Bach-Ausgabe (VI., Nr. 24). Seine Orgelwerke gab Max Seiffert als Bd. 26/27 der DdT. heraus.
Sein berühmtestes Werk und in der Tat eine ausgezeichnete, gediegene Arbeit ist aber sein Musicalisches Lexicon oder Musicalische Bibliothec (1732; ein Probeheft (Buchstabe A) war bereits 1728 in Erfurt gedruckt worden), die erste biographisch-bibliographische und technologische musikalische Enzyklopädie, auf welcher alle späteren gefußt haben und durch welche Walther unzweifelhaft großen Einfluss auf die endgültige Klärung der Elementarlehre der Musik in ihrer heutigen Form gewann. Das Lexikon ist zugleich der Ersatz für eine Ms. gebliebene Kompositionslehre Walthers (1708 geschrieben). Die in der Folge gesammelten Korrekturen und Zusätze Walthers standen Gerber bei der Bearbeitung seines Lexikons zu Gebote. Vgl. Herrn Gehrmann, J. G. Walther als Theoretiker (Vierteljahrsschrift für MW. 1891). [Einstein/Riemann Musiklexikon 1929, 1987]