Vielchörig (1879)
Vielchörig heißt ein mehrstimmiger Satz, bei welchem immer mehrere Stimmen einen einheitlichen Chor bilden. So können unter Umständen schon sechs Stimmen doppelchörig geführt werden, indem die drei hohen Stimmen zwei Soprane und ein Alt zu einem Chor zusammengefasst sind, dem ein anderer aus drei Männerstimmen, zwei Tenören und einem Bass gebildeter Chor gegenübergestellt wird. Jeder der beiden Chöre kann natürlich auch vierstimmig sein, so dass zwei Soprane und zwei Alte den oberen und zwei Tenöre und zwei Bässe den unteren Chor bilden. Selbstverständlich können dann auch gleiche Chöre einander gegenüber treten, so dass ein Chor aus drei Frauen- oder Knabenstimmen gebildet sich mit einem anderen ganz gleich gebildeten vereinigt und abwechselt; und dasselbe findet auch beim Männerchor statt. Dem entsprechend können ferner auch gemischte Chöre miteinander verbunden werden, so dass zwei, drei, vier und mehr aus Sopran, Alt, Tenor und Bass bestehende Chöre verbunden werden.
Schon die frühesten Förderer der Mehrstimmigkeit, die Meister der niederländischen Schule (siehe dort), haben diese Weise der Mehrchörigkeit gepflegt, und seitdem ist sie von einzelnen bis auf 24 Chöre mit 96 Stimmen erweitert worden. [Mendel/Reissmann Musikalisches Lexikon 1879, 55]