Tact, Tactart (1840)
Tact [Takt], Tactart [Taktart], Tempo (italienisch), Time (englisch), Mouvement (französisch), heißt im weitern Sinne die abgemessene Bewegung der Töne nach einem angenommenen Zeitmaße (siehe Tempo); im engeren [Sinn] jeder einzelne, durch einen Taktstrich auf dem Liniensystem gesonderte, gleichgemessene Abschnitt eines Tonstücks; Tatto (italienisch), Mesure (französisch).
Zerfällt ein solcher in zwei Teile, so ist die Taktart gerade, in drei ungerade (Tripeltaktarten), und durch Verdopplung dieser einfachen Gattungen entstehen die zusammengesetzten und vermischten. Die jedesmalige Taktart wird am Anfang eines Tonstücks durch Ziffern oder Zeichen bemerkt.
Einfache gerade sind: 2/1, 2/2, 2/4, 2/8;
[einfache] ungerade: 3/1, 3/2, 3/4, 3/8;
zusammengesetzte gerade: 4/2, 4/4, 4/8, 6/2, 6/4, 6/8;
[zusammengesetzte] ungerade (vermischte): 6/8, 9/4, 9/8, 12/8.
Auch können die Taktteile aller Takte wiederum in gerade oder ungerade Unterabteilungen zerfallen. Ein zusammengesetzter Takt ist also nicht anders als eine Gruppe von zwei oder mehrern einfachen.Aus Beisp. 145 [siehe folgende Abb.] werden die verschiedenen Zusammensetzungen der Taktarten gefolgert werden können.
A ist die gerade Taktart, a) mit geraden Unterabteilungen, b) mit ungeraden; B ist die ungerade Taktart, a) mit geraden und b) mit ungeraden Unterabteilungen. Unserm rhythmischen Gefühle zufolge haben die Taktteile aller Arten einen verschiedenen inneren Wert, der sich durch das unwillkürliche Akzentuieren einiger derselben kund gibt; denjenigen, auf welchen das Zeitgewicht fällt, nennt man den schweren oder guten (Thesis, Niederschlag), jeden anderen einen leichten oder schlechten Taktteil (Arsis, Aufschlag).
Wie sich, je nach der Auflösung der Taktarten in kleinere Zeitteile durch die Zahlen 2 und 3, die Akzentuierung verschieden gestaltet, ist ebenfalls aus Beisp. 145 zu ersehen, in welchem die Noten, die den schweren Akzent erhalten, mithin am meisten hervorgehoben werden durch das Zeichen ˄, und die den schwächeren Akzent bekommen durch das Strichlein angedeutet sind. Den schwächsten Nachdruck bekommen die mit einem Punkt versehenen Noten. Die Note, welche auf den guten Taktteil fällt, wird daher auch gute (Nota buona), die auf den schlechten Taktteil fallende schlechte (Nota cattiva) genannt. [Gathy Encyklopädie Musik-Wissenschaft 1840, 453]