Sordinen (1882)

Sordinen (ital.: Sordini, "Dämpfer") sind Vorrichtungen, mittels deren man die Stärke des Tons der Saiten-, Blas- und Schlaginstrumente vermindert. Die älteren Tafelklaviere und auch unsere Pianinos [im 19. Jh.] haben zweierlei Dämpfervorrichtungen, nämlich die allen Klavieren, auch den Flügeln, gemeinsamen Dämpfer, welche nach Loslassen der Taste den Ton sofort ersticken, für die man besser einen anderen Namen erfinden müsste (Mortifikatoren, Töter), und eine zweite Art, die durch ein besonderes Pedal regiert wird und nur ausgiebige Schwingungen der Saiten verhindert, kleine aber zulässt (eigentliche Dämpfung). Die letztere Art der Dämpfung ersetzt die Verschiebung der Flügel, gibt aber einen durchaus abweichenden Effekt, so dass es zu verwundern ist, dass unsere Flügelfabrikanten nicht außer der Verschiebung auch noch die Dämpfung anbringen, was viel gescheiter wäre als alle die Spielereien wie Prolongationspedal etc.

Die Sordinen der Streichinstrumente sind ähnlich wie der Steg geformte Holzkämmchen mit gespaltenen Zinken, welche auf den Steg fest aufgeklemmt werden. Dieselben vermögen zwar nicht ein starkes Schwingen der Saiten zu verhindern, da dieses vom Angriff des Bogens abhängt, wohl aber modifizieren sie stark die Übertragung der Schwingungen durch den Steg auf den Resonanzboden. Das Timbre des gedämpften Klanges der Streichinstrumente ist ein ganz anderes als das des freien [Klanges] und hat etwas an den Klang der Oboe Gemahnendes, ein wenig Näselndes, das im Piano traumhaft verschleiert und im Mezzoforte seltsam angedrückt, wie aus Fesseln sehnend sich losringend, klingt.

Für die Blechblasinstrumente gebraucht man als Dämpfer durchbohrte Holzkegel, die in die Stürze eingeschoben werden und das Timbre stark verändern durch Hemmung der Molekularschwingungen des Blechkörpers selbst, aber zugleich als halbe Deckung wirken, d. h. die Töne etwas verändern. Ihre Anwendung ist daher eine prekäre, und man hat neuerdings kompliziertere Dämpfer konstruiert. Das Stopfen der Horn- und Trompetentöne mit der Hand ist auch Dämpfung und die Veränderung des Timbres dem entsprechend.

Der Klang der Trommeln wird gedämpft durch Einschaltung eines Tuchstreifens oder dergleichen zwischen die Schnarrsaite und das Fell, der Klang der Pauken durch Berührung des Felles mit der Hand. [Riemann Musik-Lexikon 1882, 864]