Sister, deutsche Guitarre (1802)

Sister. Man darf dieses anjetzt [um 1800] gebräuchliche Saiteninstrument nicht mit dem Sistrum der Alten verwechseln […].

Die moderne Sister, die man auch zuweilen die deutsche Guitarre nennt und an welcher seit einiger Zeit nicht nur in Frankreich, sondern auch hin und wieder in Deutschland die Liebhaberei sehr zugenommen zu haben scheint, ist aus der alten deutschen Zither von vier Saiten entstanden und in Frankreich vervollkommnet worden.

Ton und Spielart so wie auch das Corpus dieses Instrumentes haben die größte Ähnlichkeit mit der französischen Guitarre; auch ist es, so wie die Guitarre, bloß zur Begleitung des Gesanges geeignet.

Man bezieht die Sister mit sieben Darmsaiten, von welchen die drei tiefsten übersponnen sind. Diese Saiten werden in die Töne G c f g c' e' g' gestimmt, die man aber in der Tonschrift, um nur einen einzigen Schlüssel - und zwar den Violinschlüssel - nötig zu haben, um eine Oktave höher […] vorstellt.

In den Hals der Sister sind nach den verschiedenen Tonabteilungen des Griffbrettes Löcher gebohrt, in welcher der Stil eines metallenen Bügels, der mit feinem Tuche gefüttert ist und sich auf die Saiten auflegt, gesteckt, und auf der Rückseite vermittelst einer Schraube befestigt werden kann. Dieser Bügel macht demnach einen beweglichen Sattel aus, wodurch die bloßen Saiten mehr oder weniger verkürzt oder [= bzw.] in höhere Tonarten gestimmt werden können. Wenn man daher den Bügel in dem ersten Loche befestigt, so erhalten die vorhin angezeigten bloßen Saiten die Stimmung: Gis cis fis gis cis' eis' gis'; wird er im zweiten Loche befestigt, so entsteht die Stimmung: A d g a d' fis' a'. Hierdurch gewinnt man den Vorteil, dass das Instrument weit leichter zu erlernen ist, als die Guitarre, weil sich durch diese Einrichtung die Fingersetzung in allen Tonarten gleich bleibt.

Beim Spielen wird die Sister von einem daran befestigten und über die Schultern gezogenen Bande gehalten. Die drei übersponnenen Saiten werden mit dem Daumen und die übrigen mit den drei folgenden Fingern gerissen [gezupft]. [Koch Musikalisches Lexikon 1802, 1395f]