Musiklexikon: Was bedeutet Sirene?

Sirene (1840)

Sirene (Zamminer 1855)

Sirene, wie sie der Physiker Seebeck verwendete. Abb. aus [Zamminer 1855]

Sirene, ein von Cagnard de Latour [Cagniard de la Tour] erfundenes Instrument zur Zählung der Schallwellen. In einer Windlade, in deren Decke ein Loch gebohrt worden ist, wird die Luft durch einen Blasebalg verdichtet. Das Loch wird durch den mit einer Reihe gleich weit voneinander abstehender Löcher versehenen Rad einer Kreisscheibe verschlossen, die an einer Axe sich bewegt. Sobald nun diese Scheibe gedreht wird und ein Loch derselben über dem Loche der Windlade zu stehen kommt, bilden beide einen Kanal, durch welchen die verschlossene Luft ausströmt und in der äußeren eine [Schall-]Welle hervorbringt. Die Zahl der Wellen findet man durch Bestimmung der Zahl der Löcher in der Scheibe und der Umdrehungen derselben, welche letztere von dem Zeiger eines in die Scheibe eingreifenden Rades auf dem Ziffernblatte angegeben werden.

Vermittelst dieser sinnreichen Vorrichtung können alle Grundlehren der Akustik über den Einfluss der Wellendauer auf die Schallerscheinungen direkt, ohne Zuziehung irgendeines Theorems aus anderen Teilen der Physik, bewiesen werden. [Gathy Encyklopädie Musik-Wissenschaft 1840, 426]

Sirene, Doppelsirene (1882)

Sirene von Cagniard la Tour

Sirene nach Cagniard (de) la Tour, von Helmholtz für akustische Forschung genutzt. Abb. aus [Helmholtz Musikalische Harmonie 1857].

Sirene ist ein Instrument, mittels dessen man die Anzahl der Schwingungen, welche ein Ton in einer bestimmten Zeit macht, genau feststellen kann. Das Prinzip der Sirene ist einfach genug; ein Strom verdichteter Luft wird abwechselnd geöffnet und geschlossen und zwar durch eine Scheibe mit im Kreis gestellten Löchern, welche sich genau mit der Öffnung des Windrohrs oder Windkastens decken, vor der sie rotiert. Die Anzahl der Umdrehungen wird durch ein Uhrwerk markiert. Die schnell folgenden Luftstöße bringen einen Ton von konstanter Höhe hervor. Multipliziert man nun die Zahl der Umdrehungen, welche die Scheibe in einer bestimmten Zeit gemacht hat, mit der Zahl der Löcher, so hat man die Zahl der an die Luft abgegebenen Verdichtungsanstöße, d. h. Schallwellen, Schwingungen des gehörten Tons.

Die einfachste Form der Sirene konstruierte Seebeck, eine vollkommenere Cagniard de Latour, die in neuerer Zeit durch Dove weiter vervollkommnet worden ist (Doppelsirene). [Riemann Musik-Lexikon 1882, 858]