Motette (1840)

Motette (italienisch: Mottetto, französisch: Motet), unentschieden, ob abzuleiten vom französischen Mot ("Spruch") oder Mutatum ("verändert"), worauf die altdeutsche Benennung Mutete hinzuweisen scheint; ist eine sehr alte Form der mehrstimmigen Vokalmusik. Die erst Erwähnung derselben findet sich in Franco von Köln (siehe dort), der sie als einen Cantus firmus in breiten, sehr gehaltenen Noten beschreibt, gegen welchen die anderen Stimmen mit freien oder aus jener festen Melodie gebildeten lebhafteren, mannigfaltigeren (daher die Ableitung von Motus und Mutatum) Motiven figurieren.

Im 16. Jahrhundert erscheint in den Motetten fugenartige Bearbeitung, die sich auch bis auf jetzige Zeit [19. Jh.] erhalten. Ganz besonders bereicherte und vervollkommnete sich diese Gattung durch die grandiosen Schöpfungen Joh. Seb. Bachs. Vorzügliches leisteten Homilius, Rolle, Hiller, Schicht, Fr. Schneider, Mühling und andere.

In Frankreich wird jedes Kirchenstück über einen lateinischen Text aus der Bibel, mit oder ohne Instrumentalbegleitung, Motet genannt. [Gathy Encyklopädie Musik-Wissenschaft 1840, 312]