Mittönen (1929)
Mittönen, eins der für die Musik bedeutungsvollen akustischen Phänomene, welches darin besteht, dass klangfähige Körper mitschwingen, wenn ihr Eigenton erklingt; z. B. zittert eine Saite, die auf a' abgestimmt ist, heftig und tönt, solange der Ton a' von irgendeinem Instrument oder einer Singstimme hervorgebracht wird. Aber auch durch das Ertönen eines der harmonischen Obertöne ihres Klanges werden Saiten, Resonatoren usw. zum Mittönen gebracht, indem sie sich der Schwingungsform des erregenden Tons akkommodieren (mit Knoten schwingen), wodurch z. B. auf dem Klavier bei gehobener Dämpfung eine wesentliche Vermehrung der Klangfülle entsteht (vgl. Pedal).
Auch gewinnt durch das Mittönen die sogenannte Untertonreihe eine bedingte reale Existenz, welche in ähnlicher Weise zur Erklärung der Konsonanz des Mollakkords benutzt worden ist (schon von Rameau 1737), wie die Obertonreihe zur Begründung der Konsonanz des Durakkords. Vgl. Klang und Konsonanz.
Das Phänomen des Mittönens war schon den Akustikern des Altertums bekannt (Adrast bei Porphyrius, S. 270). [Einstein/Riemann Musiklexikon 1929, 1187]