Männerchor (1865)
Männerchor, Männergesang. Ein nur für Männerstimmen gesetzter und durch sie ausgeführter Chorgesang, in der Regel vierstimmig, für zwei Tenöre und zwei Bässe, doch auch mehrstimmig; desgleichen für Doppelchor, aus zwei vierstimmigen Chören bestehend. Indem die Stimmen überwiegend nur in enger Lage verwendet werden können, ferner namentlich die Mittelstimmen (Tenor II und Bass I) an Klangfarbe einander sehr ähnlich, daher nicht immer, besonders bei Durchkreuzungen, deutlich zu unter scheiden sind, bedient man sich im Männerchor gewöhnlich einer einfachen, überwiegend harmonischen Setzart mit der Melodie in der Oberstimme, und zieht der künstlichen [künstlerischen] Durchbildung der Stimmen mehr eine volle und runde Gesamtwirkung vor, die übrigens zwar kräftig und männlich, aber doch monoton ist, da der Glanz weiblicher Stimmen fehlt. Für höhere Kunstzwecke hat man daher den Männergesang nur sehr selten nutzbar zu machen gesucht, sein eigentlicher Bereich bleibt das einfache Chorlied, innerhalb dessen ihm denn auch eine Popularität zu Teil geworden ist, deren ungemeine Ausdehnung ihren Grund freilich bei weitem mehr in allen möglichen gesellschaftlichen als in irgendwelchen Kunstinteressen hat.
Zuweilen kommt der Männerchor auch in mehrchörigen Vokalwerken als gesonderte, gegen die übrigen Chöre (die dann gemischte oder Frauenchöre sind) einen wirksamen Klanggegensatz bildende Stimmengruppe vor. Ausführlich und mit viel Wärme über den Männergesang geschrieben hat Otto Elben, Der volksthümliche deutsche Männergesang, 1855. [Dommer Musikalisches Lexicon 1865, 522f]